Inuyasha Legends


 
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 Das Teehaus

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Seiko
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BeitragThema: Das Teehaus   Das Teehaus Icon_minitimeSo 28 Apr 2013 - 0:42

Das Teehaus


Das Teehaus ist eine Art edler Pavillon, welcher sich in dem prachtvollen Garten des Schlosses Maruyama befindet. Er ist umgeben von einigen wundervollen Blumen, welche zu ihrer Blütezeit einen traumhaften Anblick bieten und den Aufenthalt um ein Vielfaches verschönern. Viele Gäste der Maruyamas sind von einem Besuch des Teehauses, welches zudem wundervoll dekoriert und verziert ist, sehr angetan und bestehen auf einen Tee nach ihrer Ankunft. Auch um geschäftliche Angelegenheiten zu erledigen und Verhandlungen zu führen, eignet sich dieser Ort, aufgrund seiner beruhigenden Wirkung. Jedoch wird dieser Ort hauptsächlich zu Entspannungszwecken, Ort für einfache Gespräche oder lediglich zum Nachdenken von befugten Schlossbewohnern verwendet.
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BeitragThema: Re: Das Teehaus   Das Teehaus Icon_minitimeDo 2 Mai 2013 - 12:56



Ich war in einem mir vollkommen fremden Raum erwacht, in welchem das Licht durch Vorhänge gedimmt war. Meine vorige Ohnmacht war in einen höchst unruhigen Schlaf übergegangen in dem ich mich von Seite zu Seite geworfen hatte. Durch die Schmerzen die dies ausgelöst hatte, da zahllose Verletzungen meine Arme überzogen, war ich schließlich aufgeschreckt. Zu meinem Erstaunen bemerkte ich die Verbände die um die offenen Wunden gelegt waren und die Blutungen gestoppt hatten. Ich erschrak als ich das Rascheln von Stoff hörte und dann ein Gesicht aus dem Halbschatten auftauchen sah. "Verzeiht mir Lady." sagte eine Dienerin von vielleicht Mitte 20. Sie hatte große braune Augen, die freundlich und offen auf mich herab sahen, aber dennoch einen entschuldigenden Ausdruck inne hatten. Ihr schwarzes Haar war zu einem Knoten aufgesteckt, nur einige wenige Strähnen, die zu kurz waren um gehalten zu werden, umrahmten ihr ovales Gesicht das noch die Züge eines Mädchens hatte, obwohl sie vermutlich älter war als ich. "Mein Name ist Yuzuka, ich bin Dienerin im Hause Maruyama und mir wurde die Aufgabe zuteil mich um Euch zu kümmern." Die Panik wich von mir, nicht zuletzt auch durch die beruhigende, sanfte Stimme der Dienerin. Sie wirkte freundlich und keineswegs so als würde sie Argwohn gegen mich hegen. Vorsichtig blickte ich mich um. Es war ein großer Raum in dem ich mich befand und erst jetzt bemerkte ich auch wie groß das Bett war in dem ich lag. Eine Decke, von einem Stoff der Seide zu ähneln schien, spannte sich über meinen Körper und der zerschlissene und den verdreckte Kimono, den ich auf meiner Flucht getragen hatte, ersetzte ein elegantes Schlafgewand. Doch ein erneuter Schub von Panik erfasste mich, als mich alle Ereignisse meiner Flucht wieder einholten. Ich hatte es mir nicht eingebildet, ich war nicht im Anwesen meiner Eltern erwacht, sicher dass sich alles nur um einen schlechten Traum handelte und ich ihn mit der Zeit vergessen würde. Tränen stiegen in meine Augen, jedoch kniff ich sie sogleich zu und unterdrückte die Tränen. Ich wollte nicht weinen, ich wollte nicht wieder schwach sein. "Habt Ihr noch Schmerzen Lady?" fragte das Dienstmädchen und musterte die Verbände die trotz des Schlafgewandes zu sehen waren. Vorsichtig schüttelte ich den Kopf. Die Schmerzen waren nicht der Grund warum ich mit den Tränen kämpfte. Jedoch wurde ich abgelenkt als Yuzuka sich erhob und das Rascheln ihres Kimonos erklang. "Kommt Lady, Ihr solltet ein Bad nehmen und dann werden wir eine Garderobe für Euch heraussuchen. Lord Shigeru wird Euch danach erwarten." Sie schlug die schweren Decken beiseite und half mir aufzustehen, ohne dabei zu große Schmerzen zu empfinden. Sie geleitete mich in das Bad und half mir vorsichtig aus dem Schlafgewand. Das heiße Wasser tat gut und entspannte meine verkrampften Muskeln. Es fühlte sich gut an wieder sauber zu werden und ich spürte wie sich das Blut aus meinen Haaren löste und sah an den einzelnen Strähnen dass sie wieder die ursprüngliche silberne Farbe angenommen hatten. Schließlich beendete ich das Bad und ließ mir von Yuzuka helfen einen frisch hervorgesuchten Kimono anzulegen, welcher eine sanfte Farbkombination zwischen zwei verschiedenen Violett-Tönen aufwies. Der eine recht dunkel und der andere etwas heller, auf welchem sich sanfte Muster abzeichneten, die nur einen geringen Kontrast zum eigentlichen Farbton bildeten. Während ich noch an dem Verband an meinem Handgelenk zupfte, der noch einmal neu von Yuzuka darumgelegt worden war, zog sie die Schärpe um meine Taille fest und brachte mich schließlich in einen weiteren Raum in dem sie mich aufforderte mich auf ein Kissen zu knien. Eilig lief sie durch den Raum und ich verfolgte sie mit Blicken bevor sie sich schließlich hinter mir niederließ und einen Kamm durch mein Haar gleiten ließ. "Darf ich Euch nach Eurem Namen fragen, Lady?" erklang ihre Stimme hinter mir und ich zuckte zusammen. "Verzeiht mir meine Frage, es stand mir nicht zu." sagte sie und ich hörte die ehrliche Entschuldigung in ihren Worten. "Du brauchst dich nicht zu entschuldigen. Mein Name ist Tsuyika Shigeko." sagte ich leise, ob ich diesen Namen überhaupt noch benutzen durfte wusste ich nicht. Ich bemerkte wie der Kamm in meinem Haar inne hielt. "Seid Ihr etwa die Erbin der Tsuyika, Lady?" fragte Yuzuka und fuhr in ihrer Arbeit schließlich fort. Doch ich schwieg. Ich war keine Erbin mehr, man hatte mir mein Land genommen. "Das wird Lord Shigeru bestimmt interessieren." murmelte sie mehr zu sich selbst und fasste meine Haare schließlich in einer schlichten aber dennoch sehr hübschen Frisur zusammen. "Kommt, ich geleite Euch zu Lord Shigeru." sagte sie und ging voraus, durch lange Gänge, an kunstvoll bemalten Wandschirmen vorbei und hin zu einem malerischen Garten der als Krönung des ganzen Bildes ein wundervolles, aufwendiges Teehaus beinhaltete. Vorsichtig folgte ich Yuzuka bevor diese zur Seite trat und mir bedeutete einzutreten. Ich warf noch einen letzten Blick in ihre Richtung, sah wie sie sich verneigte und schließlich wieder in Richtung des Anwesens verschwand. Vorsichtig betrat ich das Teehaus und erkannte den jungen Mann der mir das Leben gerettet hatte und den ich mit dem Namen Maruyama in Verbindung setzen konnte. Ich ließ mich auf die Knie sinken und verbeugte mich tief. "Ich stehe tief in Eurer Schuld, Lord Maruyama. Es war sehr gütig von Euch mein Leben zu retten." Ich versuchte die Förmlichkeitsregeln beizubehalten, obwohl mir eigentlich nicht ein bisschen danach zumute war. Ich hatte nicht mehr das Bedürfnis zu leben. Man hatte mir alles genommen. Meine Familie, mein Erbe und auch meine Hoffnung.
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BeitragThema: Re: Das Teehaus   Das Teehaus Icon_minitimeDi 7 Mai 2013 - 0:17


Nachdem ich eine Suite verlassen und Yuzuka beauftragt hatte, sich um unseren Gast zu kümmern, war mein erstes Ziel das Bad gewesen, um meinen Körper ein wenig zu entspannen und das Blut des fremden Mannes, der zuvor gegen mich gekämpft und dabei sein Leben gelassen hatte, abzuwaschen. Anschließend hatte ich mich, in einen neuen, dunkelblauen Kimono gehüllt, in das Teehaus begeben, wo mir Chiyo, eine weitere Dienerin des Hauses bereits den Tee angerichtet hatte und Ichiro auf mich wartete. Die Sonne war bereits verschwunden und der Garten wurde lediglich von den unterschiedlichen Lampions erhellt, welche man entzündet hatte. Die Flammen, welche in ihnen flackerten, ließ sie ganz individuelle Schatten auf die Wege sowie den Rasen werfen, deren Spiel interessant zu betrachten war. Einen Moment fasziniert von der Spielerei des Elements, riss ich mich davon los, als Ichiro sich mit einem Räuspern bemerkbar machte. Kurz berichtete ich ihm, wie der Plan aussah, den die Fremde heute Abend noch vor sich hatte, was Ichiro mit einem anerkennenden Nicken genehmigte. Denn diese Frau würde mit solchen Blessuren sicherlich nicht das Anwesen verlassen und durfte laut ärztlicher Aussage keinerlei Belastungen auf sich nehmen. Da jedoch über die Hälfte des Bevorstehenden zu ihrem Wohle beitrug, waren Einwände so gut wie unmöglich. Ich drehte die mit Wappen der Maruyamas verzierte, warme Teetasse in meinen Händen und trank hin und wieder einen Schluck um mich aufzuwärmen. Der Drache schien sich um die Tasse zu schlängeln, ihren Inhalt so warm zu halten, wie seine heilige Flamme, die niemals erlosch. Immer wieder faszinierten mich Wesen wie Drachen, sie waren anmutig, mächtig und kraftvoll zugleich. Ich unterhielt mich noch eine Weile mit Ichiro, wobei ich ihm jene Dinge, die ich zuvor durch meine Fähigkeit gesehen hatte verschwieg, ehe dieser sich entschuldigte und meine Erlaubnis erhielt, um sich zurückzuziehen. Anschließend hing ich meinen Gedanken nach, fragte mich was das Vorige zu bedeuten hatte, ob die Frau sich derweil erholt hatte und welche Zukunft meine Domäne erwarten würde. Mein Blick glitt an den im Herbst nicht mehr blühenden Blumen vorbei, direkt zu den Teichen, in denen die Koi-Karpfen sich in einem ewigen Tanz umkreisten. Ihre Farben schimmerten im Licht der Lampions unterschiedlich, verlieh ihnen etwas Sonderbares. Jedoch wurden meine Gedanken schlagartig unterbrochen, als Yuzuka eintrat, welche ihren Auftrag offensichtlich ohne Mängel erledigt hatte. Mit einer Geste bedeutete ich ihr zu gehen, so dass ich mich ungestört mit der Frau unterhalten konnte, welche sich wenige Sekunden später vor mir verbeugte und zu mir sprach. "Ich stehe tief in Eurer Schuld, Lord Maruyama. Es war sehr gütig von Euch mein Leben zu retten." "Richtet Euch auf." sagte ich mit ruhiger Stimme und unterzog sie einer kurzen Musterung. Sie war schön, wie schon zuvor im Wald erkannt. Der Kimono, den die Frau trug, bestand aus mehreren Violett Tönen, inklusive einer Schärpe und ein paar wenigen Ornamenten. Ihr silbernes Haar war elegant zusammengebunden und betonte deutlich ihre schönen goldenen Augen, sowie ihre eleganten Gesichtszüge. "Ihr steht in keinster Weise in meiner Schuld. Ihr wurdet in meinen Ländereien einer Gefahr ausgesetzt und es war meine Pflicht, Euch als Frau vor dem Tod zu bewahren." Ich griff nach der Teekanne, welche sich in der Mitte des Tisches befand und schenkte der Lady etwas in die für sie bereits hergerichtete Tasse. "Trinkt das, es wird vor der Kälte schützen und Euch gleichzeitig stärken. Das Essen sollte ebenfalls in den folgenden Minuten eintreffen." Mit einem Lächeln stellte ich die Kanne zurück an ihren Platz und blickte erneut auf den Garten, welcher definitiv zu meinen liebsten Plätzen innerhalb dieser Mauern zählte. Alle Erinnerungen, wie ich als Junge mit meinen Eltern hier gespielt, mit Ichiro gelernt und trainiert, gelesen und getrauert hatte, wurden an diesem Platz festgehalten. "Was haltet Ihr von dem Garten? Findet Ihr Gefallen daran?"
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BeitragThema: Re: Das Teehaus   Das Teehaus Icon_minitimeMi 22 Mai 2013 - 1:03


"Richtet Euch auf." Nach der Aufforderung seitens des Lords kehrte ich in die normale Haltung zurück und musterte diesen für wenige Augenblicke bevor ich den Blick sittsam senkte. Er hatte scharfe und dennoch anmutige Gesichtszüge, welche zwar eine gewisse Kühle aber auch Freundlichkeit ausdrückten. Der Blick in seine Augen hatte mir einen wissenden und forschenden Ausdruck offenbart. Sein Haar hatte den gleichen silbernen Ton wie das Meine und fiel offen über seinen Rücken, wurde von dem dunkelblauen Kimono jedoch noch im Kontrast betont. Im Gesamtbild wirkte er sehr edel und kühl, aber dennoch nicht unfreundlich. "Ihr steht in keinster Weise in meiner Schuld. Ihr wurdet in meinen Ländereien einer Gefahr ausgesetzt und es war meine Pflicht, Euch als Frau vor dem Tod zu bewahren." "Dennoch verursache ich Euch Umstände." sagte ich, den Blick noch immer gesenkt. Mir war wenig nach Konversation zumute, doch obwohl ich damit gerechnet hatte den Wunsch nach sofortigem Abstand zu entwickeln, war dies nicht der Fall. Mein Körper schmerzte noch immer von den unzähligen Verletzungen und ich fühlte mich trotz des Schlafes nicht vollkommen erholt sondern eher schwach und übermüdet. "Trinkt das, es wird vor der Kälte schützen und Euch gleichzeitig stärken. Das Essen sollte ebenfalls in den folgenden Minuten eintreffen." Voller Vorsichtig griff ich zu der fragilen Teetasse und setzte sie an die Lippen. Obwohl mein Körper förmlich nach Nahrung schrie, gab ich mich vorerst mit dem Tee zufrieden und zwang mich dazu nicht allzu sehr an das Essen zu denken. Die Tasse war sehr hübsch, vorsichtig drehte ich sie in meinen Fingern, betrachtete den Drachen, welcher sich einmal um die gesamte Tasse schlängelte, als würde er sie so zusammenhalten und den Inhalt erwärmen. Drachen waren solch mächtige und anmutige Geschöpfe zugleich, ich konnte mir nicht vorstellen dass sie irgendwelche Feinde besaßen. Jedoch wurde ich aus meinen Gedanken geholt als ich die Frage des Lords vernahm. "Was haltet Ihr von dem Garten? Findet Ihr Gefallen daran?" Mein Blick wanderte in den Garten, welcher wohl jeden in seinen Bann gezogen hätte. Das Gras wogte sacht hin und her, während vereinzelte Blumen, die letzten im Herbst, ihren Duft verströmten und die Bäume noch einige wenige Blüten trugen. Das alles wurde vom goldenen Licht der Laternen sanft beleuchtet. Zusätzlich befand sich noch ein wunderschöner Teich in dem Garten, in dem sich Koi-Karpfen tummelten, deren Schuppen leicht das Licht zurückwarfen und man das Zucken ihrer kräftigen Muskeln erkennen konnte, als sie die Richtung änderten. Der Anblick war geradezu vollkommen und wirkte unreal und fast schon magisch. Ich liebte solche Orte, so oft hatte ich mir in meiner Fantasie vorgestellt an einem solchen zu sein, doch hätte ich nie damit gerechnet durch so eine fürchterliche Schicksalswendung so etwas zu Gesicht zu bekommen. "Er ist wundervoll und erinnert mich ein wenig an den Garten meines Zuhauses." sagte ich, biss mir jedoch sofort nach diesen Worten auf die Lippe und senkte den Blick. Tränen stiegen mir in die Augen als mir wieder bewusst wurde, dass es nicht mehr mein Zuhause war, dass man meine Familie ausgelöscht hatte und dass man das Gleiche auch mit mir tun würde. Ich wollte nicht so sterben wie meine Eltern. Ich fürchtete mich vor dem Tod, nie hatte ich damit gerechnet, dass er mich bereits so früh ereilen könnte. Natürlich hatte auch ich damit zu tun bekommen, aber meistens waren es alte Leute gewesen oder solche die ich nicht sonderlich gut kannte. Ansonsten erinnerte ich mich nur an den Tod von Charakteren aus meinen Büchern, ein junger Mann der in einer Schlacht starb, eine unsterblich verliebte Frau die sich das Leben nahm, nachdem sie verlassen wurde. Aber nie war der Tod mir so nahe gekommen wie in den letzten Tagen. Ich musste nun jeden Moment damit rechnen, das kalte Metall des Schwertes an meiner Kehle zu spüren und der Welt für immer Lebewohl sagen zu müssen. Ich bemerkte dass mein Puls sich beschleunigt hatte, die Angst ergriff wieder Besitz von mir. Mit aller Mühe drängte ich sie zurück und strich mir dann eine silberne Strähne hinter das Ohr, welche sich aus der Frisur gelöst hatte. Jedoch hatte ich die Hand etwas zu hektisch erhoben und der Verband, welcher sich nahe meines Handgelenkes befand, hatte sich durch diese Bewegung gelöst. Ich versuchte mit der linken Hand ihn wieder festzubinden, jedoch stellte sich dies als nicht so einfach heraus.
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BeitragThema: Re: Das Teehaus   Das Teehaus Icon_minitimeMi 22 Mai 2013 - 14:21


Ich schenkte der Dame ein freundliches Lächeln und unterzog sie einer kurzen Musterung. Sie sah einfach bezaubernd aus, nachdem man sie von dem Schmutz und dem Blut, das sich zuvor an ihrem Körper befunden hatte, befreit hatte. Ihre Augen wirkten klug, wachsam, jedoch zeichnete sich noch etwas anderes in ihnen ab, was ihnen Tiefe verlieh. Ihre Stimme hatte einen wundervollen Klang, der perfekt zu ihrem Erscheinungsbild zu passen schien. Sie war sehr klein und zierlich, reichte mir mit Sicherheit nicht einmal bis zur Schulter, besaß dafür jedoch silbernes Haar, welches fast identisch mit dem Meinen war. "Dennoch verursache ich Euch Umstände." "Macht Euch bezüglich der Umstände keinerlei Gedanken, das was nun zählt ist, dass Ihr Euch schnell erholt. Es ist mir eine Ehre Euch als meinen Gast in meinem Anwesen begrüßen zu dürfen." gab ich ehrlich zurück und trank einen Schluck Tee. Sofort erfüllte das Gebräu seine Wirkung und wärmte meinen Körper, während ich mit den Fingerspitzen die Konturen des Drachen nachfuhr. "Er ist wundervoll und erinnert mich ein wenig an den Garten meines Zuhauses." Als sie den Garten ihres Hauses erwähnte, blitzte erneut das Bild meiner Vision in meinem Geiste auf und mir fiel auf, dass diese Umgebung dem Garten rund um das Teehaus tatsächlich ein wenig zu ähneln schien. Jedoch konnte ich mir mit dieser Aussage nicht sicher sein, da ich alles nur sehr verschwommen wahrgenommen hatte. Zudem wollte ich die Frau nicht mit irrsinnigen Geschichten wie dieser langweilen, vor allem da sie vielleicht nur ein Streich meines Verstandes gewesen war. Um das Schweigen nicht allzu sehr in die Länge zu ziehen, sprach ich erneut zu ihr. "Dieser Garten ist das Glanzstück des Hauses. Er war das letzte Werk meiner Mutter, bevor sie von dieser Welt ging. Es gibt kaum einen Ort, an dem ich mehr Gefallen finde." Für einen kurzen Moment blickte ich erneut in den Garten, erinnerte mich daran wie meine Mutter ihre Ideen sorgfältig auf Pergament gezeichnet und mir als Kind ihre Entwürfe am Ende voller Stolz präsentiert hatte. Besonders angetan, war sie von den Kirschblütenbäumen gewesen und hatte davon geschwärmt, wie ihre Blüten sich im Herbst auf den sanften Wellen des Teiches hin und her wiegen würden. Jedoch hatte sie dies alles nie zu Gesicht bekommen können, da der Tod sie dieses Anblickes beraubt und mit sich genommen hatte. Während ich meine Teetasse wieder auf den Tisch stellte, sah ich aus den Augenwinkeln, wie die Frau an ihrem Verband zupfte. Ich hob den Kopf und sah, dass sich die Schlaufe an ihrem Handgelenk gelöst hatte und es so gut wie unmöglich für sie war, einen Knoten an dieser Stelle zu binden. Ich kannte dieses Problem allzu gut, es war mir selber schon oft nicht anders ergangen, doch meistens waren meine Versuche einen Knoten zu binden, kläglich gescheitert. Vorsichtig streckte ich die Hand nach ihr aus. "Dürfte ich?" fragte ich und verknotete die beiden Enden doppelt miteinander, sodass sie sich nicht mehr so leicht öffnen würden. Draußen vernahm ich bereits die Schritte der herbei eilenden Diener, welche in wenigen Minuten das Essen auftragen würden. Erst jetzt bemerkte ich, dass ich den Namen meines mehr oder weniger unfreiwilligen Gastes noch gar nicht hatte in Erfahrung bringen können. "Verzeiht meine Neugierde, aber ich würde gerne noch Euren Namen in Erfahrung bringen, bevor wir zu speisen beginnen." Ich verzog die Lippen zu einem kurzen Lächeln, ehe ich meine Teetasse in die Hand nahm und den kleinen, noch verbliebenen Rest trank, bevor dieser erkaltete. Schließlich wurde die Tür aufgeschoben und ein Diener des Hauses trat, begonnen mit einer tiefen Verbeugung in das Teehaus. Er trug die Schalen und Essstäbchen auf und wartete darauf, die Teetassen auf die Seite räumen zu können, damit genug Platz für die Speisen vorhanden wäre.
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BeitragThema: Re: Das Teehaus   Das Teehaus Icon_minitimeMi 22 Mai 2013 - 20:01


Mir entging trotz meines gesenkten Blickes nicht, wie Lord Maruyama mir ein freundliches Lächeln zuwarf und sein Blick sich dann für wenige Momente in ein Mustern änderte. Zu meinem großen Erstaunen empfand ich dies nicht als schlimm. Der Blick des Kriegers, welcher mich zu töten versucht hatte und der schließlich durch Lord Maruyama selbst den Tod gefunden hatte, hatte mir eiskalte Schauer über den Rücken gejagt und ein tiefes Gefühl von Ekel in mir aufsteigen lassen. Ich hatte damit gerechnet nie wieder den Blick eines Mannes zu ertragen ohne wieder solch einen Ekel zu empfinden. Erneut setzte ich die fragile Teetasse an die Lippen und nahm einen kleinen Schluck, bevor ich den Blick kurz hob als ich die Stimme des Lords vernahm. "Macht Euch bezüglich der Umstände keinerlei Gedanken, das was nun zählt ist, dass Ihr Euch schnell erholt. Es ist mir eine Ehre Euch als meinen Gast in meinem Anwesen begrüßen zu dürfen." "Eure Freundlichkeit ehrt mich sehr, jedoch kann ich Euch nicht einmal angemessen danken." sagte ich und holte unbemerkt tief Luft. Es war noch immer eine Überwindung daran zu denken was nach meinem Aufenthalt hier geschehen würde. Ich müsste zurückkehren, was mein sicheres Todesurteil wäre oder aber ich würde flüchten, mich als eine einfache Dämonin ausgeben und hoffen ein ruhiges Leben zu finden, doch die Chancen auf ein solches standen mehr als nur gering. Ich hatte nichts bei mir, das Einzige was ich noch besaß war die Erinnerung an meine verstorbenen Eltern, die den fürchterlichen Tod, welcher sie ereilt hatte, nicht verdient hatten. Was war das für eine Welt in der die gütigen Menschen, wie meine Eltern, durch den Verrat ihrer Untergebenen sterben mussten? Warum um alles in der Welt quälte mich das Schicksal so? Es wäre vermutlich besser gewesen zusammen mit meinen Eltern zu sterben, nun niemanden in Gefahr bringen zu müssen, wie ich es gerade tat. Denn wo immer ich mich auch aufhalten würde, jene die meinen Tod herbeisehnten würden mich finden, da war ich mir vollkommen sicher. Lord Maruyama würde meinetwegen nur Schwierigkeiten ausstehen müssen. Zum ersten Mal seit meiner Flucht kam mir der Gedanke daran mir mein Leben zu nehmen. Niemand würde mir einen Vorwurf machen können, es gab niemanden mehr den dies auch nur im Entferntesten interessieren würde. Es wäre eine ehrenhafte Art meinem sicheren Schicksal zu entfliehen und selbst zu bestimmen wann ich diese Welt für immer verlassen wollte. "Dieser Garten ist das Glanzstück des Hauses. Er war das letzte Werk meiner Mutter, bevor sie von dieser Welt ging. Es gibt kaum einen Ort, an dem ich mehr Gefallen finde." Die Stimme des Lords holte mich abermals aus meinen trübsinnigen Gedanken. Ihr Klang war freundlich aber dennoch erfüllt von einer gewissen Trauer. Bei seinen Worten erfüllte mich tiefes Mitgefühl. Er war noch recht jung vermutlich nicht einmal 30 Jahre alt und auch er hatte seine Mutter bereits verloren. Durch den Verlust der Meinen konnte ich den Schmerz, der sich für einige Momente in seinem Blick spiegelte, nur zu gut verstehen. "Eure Mutter hat mit diesem Garten, wenn ich es so sagen darf, ein kleines Wunder geschaffen. Ich kenne kaum einen Ort der so magisch wirkt." sagte ich und lächelte leicht. Auch wenn mein Geist durch die Trauer und die Todesangst wie gelähmt war, so versuchte ich dennoch nach außen hin freundlich zu erscheinen und mich an die Förmlichkeitsregeln zu halten. Der Verband um mein Handgelenk löste sich jedoch immer weiter, obwohl ich mit aller Mühe und Not versuchte den Knoten wieder zu richten. "Dürfte ich?" Ich schreckte kurz auf als ich die Frage vernahm und wenig später spürte wie er den Verband wieder in seine ursprüngliche Position brachte. Mein Puls beschleunigte sich für wenige Sekunden und das Blut schoss mir in die Wangen bevor ich den Blick senkte. Zu meinem Glück hörte ich kurz darauf die Schritte von Dienern, welche verhinderten dass eine drückende Stille eintrat. Der Duft des Essens erreichte mich und machte mir wieder bewusst, seit welch langer Zeit ich nichts mehr zu mir genommen hatte. "Verzeiht meine Neugierde, aber ich würde gerne noch Euren Namen in Erfahrung bringen, bevor wir zu speisen beginnen." Jedoch drängte ich den Hunger beiseite und konzentrierte mich auf die Frage, die mir soeben gestellt wurde. "Mein Name ist Tsuyika Shigeko." sagte ich und senkte leicht den Kopf, während ich auf die Reaktion von Lord Maruyama wartete.
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BeitragThema: Re: Das Teehaus   Das Teehaus Icon_minitimeMi 24 Jul 2013 - 14:33

"Eure Freundlichkeit ehrt mich sehr, jedoch kann ich Euch nicht einmal angemessen danken." Ein nachdenklicher Ausdruck war für wenige Sekunden auf meinen edlen Zügen auszumachen und ich fragte mich, welchen Anlass es wohl gab, dass Lady Tsuyika meinte, mir nicht einmal angemessen danken zu können, wo sie doch einem solch angesehenen Hause entstammte. Zwar war ich auf keinerlei Belohnung wegen des Vorfalls aus, da sich dieser letztendlich auf meinen eigenen Ländereien ereignet hatte und ich es somit als meine Pflicht ansah, das Volk und jeden anderen vor Banditen wie diesem zu schützen, doch ich konnte nicht leugnen, dass die Worte der Lady mich irritierten. Wie man es mich schon im Kindesalter gelehrt hatte, hielt ich mich an die Förmlichkeitsregeln, schenkte ihr ein kurzes, dezentes Lächeln und antwortete schließlich. "Wie ich bereits sagte, es gibt keinerlei Gründe weshalb ihr Euch wegen dieses Vorfalles Gedanken machen oder gar dem Hause Maruyama danken müsstet. Betrachtet unsere Gastfreundschaft als Entschädigung bezüglich der Geschehnisse, unter denen sie auf diesem Lande zu leiden hattet." Ich bedeutete einem der Diener mit einer kurzen Handbewegung, nun das Teeservice abzuräumen, so dass man die Speisen auftragen lassen konnte, welcher ohne Umschweife gehorchte und nach einer kurzen Verbeugung aus dem Raum verschwand. Reis und feines, mit frischem Gemüse gekochtes und von dunkler Soße durchtränktes Entenfleisch wurde aufgetragen, die Schalen alle mit dem Wappentier des Hauses versehen. Der Drache schlängelte sich elegant über das helle Porzellan, bildete durch die dunklen Farben seiner Schuppen einen schönen Kontrast. Manche von ihnen wurden durch eine goldene oder silberne Umrandungen hervorgehoben, waren mit viel Liebe verziert und mit Schnörkeln bestückt worden. Auf einer Schale befanden sich sogar zwei Drachen, welche sich elegant aneinander vorbeischlängelten, als ob sie miteinander Tanzen würden. Wieder blitzte das Bild meiner Eltern in meinem Geiste auf und ich wandte den Blick ab. Obwohl ihr Verrat, der letztendlich zu ihrem Tod geführt hatte, schon einige Jahre zurücklag, schien es in Momenten wie diesem so, als wäre seitdem erst wenige Minuten vergangen. Ich sah das Bild meines Vaters, wie er mit letzter Kraft in seine Dämonengestalt wechselte, sein Körper ausschließlich mit Wunden bedeckt, das Blut unaufhörlich aus seinem Maul, zwischen den Fängen hindurch rinnend. Ich hörte den Schrei meiner Mutter hinter mir, als er seinem Gegner den finalen Schlag versetzte, mit ihm in die Tiefe gerissen wurde, sich niemals mehr aus ihr erhob. Es war sein Untergang gewesen und obwohl er ihr das Leben damit gerettet hatte, so war es auch gleichzeitig der meiner Mutter gewesen, so wie meine Onkel es von Anfang an geplant hatten. Sie veränderte sich durch seinen Tod, verfiel in etwas, dass einer Starre ähnelte, zog sich aus der Öffentlichkeit zurück, trauerte jede vergehende Sekunde um ihn. Der einzige Grund, weshalb sie ihm nicht sofort folgte, war ich, die Tatsache, dass ich noch ein Knabe von nicht einmal zwölf Jahren gewesen war. Sie versuchte den Schmerz nicht zu zeigen, brauchte jedoch Monate um wieder ihre Stimme zu erlangen. Wenn sie dann sprach, tat sie es nur zu mir, in einem leisen Ton, der mehr einem Hauch glich, fasste sich kurz, in wenige Worte. Während Ichiro mich lehrte und trainierte, gab sie sich der Kunst hin, entwarf Konzepte wie das des Gartens, welche ich später hatte umsetzen lassen. Ich schüttelte den Kopf und vertrieb die Gedanken, welche mich jedoch täglich einzuholen schienen. Sie waren tief in meinem Geist eingebrannt, würden mich niemals loslassen. "Eure Mutter hat mit diesem Garten, wenn ich es so sagen darf, ein kleines Wunder geschaffen. Ich kenne kaum einen Ort der so magisch wirkt." Lady Tsuyikas Stimme ertönte und ich glaubte ein kurzes Lächeln auf ihren Zügen erblicken zu können, während sie sprach. Zwar konnte ich nicht definieren ob es sich um ein ehrliches Lächeln handelte oder nicht, aber es erfüllte mich mit Freude, vertrieb die düsteren Gedanken. "In der Tat, das hat sie." Während die Diener die letzten Kleinigkeiten für das Essen auftrugen betrachtete ich die vor mir sitzende Dame. "Mein Name ist Tsuyika Shigeko." "Tsuyika?" wiederholte ich kurz. Natürlich hatte ich den Namen schon einmal gehört, man hatte mich ihn bereits als junger Mann gelehrt. Es wäre eine Schande gewesen, wenn ich als Clanerbe nicht alle höheren Familien hätte benennen können. Damals hatte ich unglaublich darunter gelitten und beinahe täglich protestiert, da ich es für überflüssig hielt und mein Wissen in anderen Gebieten erweitern wollte, doch Ichiro hatte kein Erbarmen. Heute war ich, in Situationen wie diesen, überaus dankbar für seine strenge Hand. Soweit ich wusste, hatte die Familie eine jüngere Tochter, die man jedoch nur sehr selten zu Gesicht bekam und von unglaublicher Schönheit sein sollte, so dass laut den Gerüchten jeder Mann, der sie anblickte sich augenblicklich in sie verlieben und sie begehren musste. Jedoch achteten die Tsuyikas sehr auf ihre Tochter, sowie deren Männerwahl, da dieser einmal ihre Domäne übernehmen würde. Ihr Land befand sich östlich von Maruyama, hinter der an uns grenzenden Domäne Chitoyo. "Dann habt Ihr ja eine weite und sicherlich anstrengende Reise hinter Euch, Lady Tsuyika. Es ist mir eine Ehre Euch nun auch als Clanerbin bei uns begrüßen zu dürfen. Doch nun sollten wir uns dem Essen zuwenden, bevor dieses erkaltet." Ich deutete mit der Hand auf die Schalen und überließ der Dame, wie es sich gehörte den Vortritt, wobei mir eine leichte Röte auf ihren wundervoll geschwungenen Zügen auffiel, sowie die Tatsache, dass sie ihren Blick gesenkt hatte. Einen Moment fragte ich mich, was diese wohl ausgelöst haben könnte, jedoch bemerkte ich in der folgenden Sekunde, das meine Hand noch immer auf der ihren lag, wo sich der Verband zuvor gelöst hatte. Ich spürte die Wärme ihrer Haut an meiner Hand, ehe ich diese sanft zurückzog, um Lady Tsuyika nach den vorigen Ereignissen nicht auf irgendeine Art und Weise zu bedrängen. Das mir diese Röte allerdings ein Lächeln entlockte und meinen Puls für einen kurzen Moment beschleunigte, ließ sich nicht leugnen. Sie wirkte so unglaublich schön und doch so zerbrechlich, strahlte etwas Anmutiges und zugleich niedliches aus, was mich zu verzaubern schien. Jedoch blieb die Frage, warum sich die wohlgehütete Erbin einer mächtigen Domäne sich ohne jeglichen Schutz durch die Länder des Westens bewegte, in meinem Geiste unbeantwortet.
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BeitragThema: Re: Das Teehaus   Das Teehaus Icon_minitimeDi 13 Aug 2013 - 1:00


Meine Gedanken waren konfus und wirr. Langsam wusste ich nicht einmal mehr welches Gefühl in mir herrschte, ob es die Trauer war, welche noch immer mit unglaublicher Schwere auf mir lastete und wohl niemals verstreichen würde oder die Verwirrung, über meine Reaktion auf die Berührung Lord Maruyamas. Ich hatte mich bereits als Kind damit abgefunden, dass meine Eltern mir einst vorschreiben würden, wen ich zu heiraten hätte. Dem Stand entsprechend natürlich, jemand der sich als würdiger Erbe der Domäne Tsuyika herausstellen würde. Die Liebe hatte ich bisher immer nur als Fantasie angesehen, etwas das nur in Büchern oder den Theaterstücken, welche ich zusammen mit meiner Familie angesehen hatte, existierte. Eine wahre Liebe würde es für mich nie geben, das hatte ich sowohl von meinen Lehrern als auch von jenen jungen Damen gehört, die sich nur darum rissen meine Freundschaft zu erlangen. Ich sollte glücklich sein überhaupt jemals einen Mann zu finden für den ich auch nur annähernd so etwas wie Liebe empfand. Ich hatte mich damit ganz einfach abgefunden, es gehörte zu meinem Erbe dazu, genau wie jede erdenkliche Formregel auswendig zu lernen und sie anzuwenden, nur zu sprechen wenn ich gefragt wurde und niemals meine eigene Meinung zu äußern. Ich hatte diese Regeln schon immer gehasst, aber mich trotzdem an sie gehalten um meinen Eltern keine Schande zu bereiten, da ich die beiden über alles geliebt hatte. Ich erinnerte mich daran, wie viele Herren dem Anwesen meiner Eltern einen Besuch abgestattet hatten, sie alle, wie mir später berichtet wurde, waren gekommen um bei meinen Eltern um meine Hand anzuhalten. Jedoch verließen sie alle das Anwesen mit der gleichen Antwort, worüber ich mehr als glücklich gewesen war. Doch was würde jetzt aus mir werden? Selbst wenn ich überleben würde, würde ich dann ein einsames Leben verbringen müssen? Ich hatte das Gefühl als würde der Garten um mich herum für einen Moment verschwimmen, ich kam mir noch immer vollkommen schwach vor, so als wären auch bald die letzten Kraftreserven meiner Muskeln aufgebraucht. "Wie ich bereits sagte, es gibt keinerlei Gründe weshalb ihr Euch wegen dieses Vorfalles Gedanken machen oder gar dem Hause Maruyama danken müsstet. Betrachtet unsere Gastfreundschaft als Entschädigung bezüglich der Geschehnisse, unter denen sie auf diesem Lande zu leiden hattet." Ich riss mich jedoch zusammen und lauschte schließlich auf die Worte von Lord Maruyama. "Die Geschehnisse waren jedoch nicht Euer Vergehen." sagte ich, senkte dann jedoch leicht den Blick. Ich wusste selbst nicht was ich sagen sollte. Er war so freundlich zu mir und verlangte nicht einmal eine Gegenleistung, doch ich würde ihn nur gefährden, wenn ich mich weiter hier aufhielt und ich wollte nicht für den Tod von jemandem der nichts getan hatte verantwortlich sein. Mein Blick wanderte unauffällig zu dem aufgetragenen Essen. Es war, wie ich erwartete hatte, mehr als reichlich davon und alles wirkte mit sehr viel Aufwand zubereitet. Jedoch zog noch etwas meinen Blick auf sich. Das Drachensymbol, welches ich bereits zuvor auch auf der Teetasse erblickt hatte, war auf allen Schalen zu sehen. Kunstvoll, fragil und sehr aufwendig waren die einzelnen Malereien gefertigt. Interessiert betrachtete ich sie und überlegte warum sie wohl in so großer Zahl vorhanden waren. Aus den Büchern die ich gelesen hatte und auch teils von meinen Eltern wusste ich das Drachen sehr selten waren. Ich warf Lord Maruyama einen vorsichtigen Seitenblick zu, war es vielleicht möglich dass er selbst ein Drachendämon war oder dass Familienmitglieder von ihm solche waren? Ich vertrieb die Gedanken und senkte den Blick, über so etwas sollte ich wirklich nicht nachdenken. "Tsuyika? Dann habt Ihr ja eine weite und sicherlich anstrengende Reise hinter Euch, Lady Tsuyika. Es ist mir eine Ehre Euch nun auch als Clanerbin bei uns begrüßen zu dürfen. Doch nun sollten wir uns dem Essen zuwenden, bevor dieses erkaltet." Als ich jedoch die Worte des Lords vernahm kehrten augenblicklich all der Schmerz und die blinde Verzweiflung zurück. Ich konnte nicht verhindern dass mir die Tränen in die Augen schossen. Ich war keine Clanerbin mehr, ich war gar nichts mehr. Ich war verwaist, verlassen und letztendlich auch verloren. Denn wie sollte sich jemand wie ich, gegen diese Leute die mich verfolgten schon wehren? Ich versuchte mit aller Mühe die Tränen zu unterdrücken, doch es gelang mir nicht und schließlich liefen sie mir über die Wangen. Augenblicklich senkte ich den Blick, hoffte dass Lord Maruyama mein unschickliches Verhalten nicht bemerkt hatte, jedoch gelang es mir noch immer nicht die immer weiter folgenden Tränen zu vermeiden.
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BeitragThema: Re: Das Teehaus   Das Teehaus Icon_minitimeDi 13 Aug 2013 - 1:05


Geduldig saß ich da, die Finger ineinander verschränkt, auf eine Reaktion von Lady Tsuyika wartend. Noch immer befand sich das dezente, nichtssagende Lächeln auf meinen Zügen, welches keine Emotionen auszudrücken schien. Es zählte zu den förmlichen Dingen die ein Lord beherrschen musste, wenn er in höheren Kreisen verkehrte und auf sein Gegenüber einen freundlichen Eindruck machen musste, ungeachtet dessen ob er die Person leiden konnte oder nicht. Nun, ich hegte weder negative noch positive Gefühle für Lady Tsuyika, was sich darauf zurückführen ließ, dass ich sie erst seit äußerst kurzer Zeit kannte und sie daher nur schlecht einschätzen konnte. Bisher war sie als eine ruhige Person aufgetreten, beherrscht und äußerst schweigsam, mit tadellosen Manieren oder kurz gesagt: eine Frau, die den Ansprüchen der meisten Männer und Eltern entsprach. Sie saß sittsam, ohne einen Mucks von sich zu geben da, kam jeder gestellten Aufforderung freundlich und ohne Kommentare oder Beschwerden nach, war ein perfektes Vorzeigebild, völlig unkompliziert und keine Probleme bereitend. Sie sprach nicht über sich selbst, irgendwelche Ereignisse, Erinnerung oder Ähnliches, hatte jedoch etwas Geheimnisvolles an sich, was es mir nur noch schwieriger machte, sie einordnen zu können. "Die Geschehnisse waren jedoch nicht Euer Vergehen." "Dennoch haben sie sich auf diesem Lande zugetragen." gab ich auf ihre Worte zurück. "Selbstverständlich seid Ihr nicht dazu verpflichtet, hier auf diesem Anwesen zu verweilen, niemand wird Euch meinen Willen aufzwingen. Dennoch möchte ich, dass Ihr in dem Wissen seid, dass Euch das Tor dieses Hauses jederzeit offen steht, ohne dass Ihr Euch auf erdenkliche Weise zu revangieren habt." Mit einer galanten, perfekt vollzogenen Bewegung griff ich nach dem Sake und füllte die kleinen Gläser, welche sich vor mir und Lady Tsuyika für genau diesen Zweck befanden. Leise hörte man wie die Flüssigkeit aus dem Krug in das Glas floss, sich dort sammelte bis es schließlich knapp bis zum Rand gefüllt war. Mein Blick glitt einen Moment zu Lady Tsuyika und ich sah, dass sich ein paar wenige dunkle Tropfen auf dem schönen violetten Stoff des Kimonos befanden, die sich langsam in geringem Maße ausbreiteten. Mehrere von ihnen folgten und ich betrachtete vorsichtig das Gesicht der Lady, deren Blick gesenkt war, wobei ich ein Rinnsal von Tränen auf ihren Wangen ausmachen konnte. Noch während ich mich fragte, was für diese Tränen verantwortlich war, stellte ich den Krug wieder auf den Tisch, wobei ein dumpfes Geräusch ertönte. Eine Möglichkeit wäre natürlich die Erschöpfung, die noch immer an dem Körper der Dame zerrte und sie nun an ihre Grenzen geriet, doch dies hielt ich für unwahrscheinlich. Ich überlegte einen Moment, wobei das Schweigen sich in die Länge zu ziehen schien, was ich gegen die Tränen der Frau tun konnte, ohne aufdringlich zu wirken. Schon beinahe verzweifelt suchte ich nach einer Lösung, die mir jedoch nicht einfallen wollte. Hatten vielleicht meine Worte sie auf irgendeine erdenkliche Weise verletzt? Einen kurzen Moment lang blitzte das Bild der beiden Menschen auf, wie sie qualvoll getötet wurden und leblos zu Boden sanken, ihre Augen für immer ins Leere gerichtet. Doch wie sollte dies mit meinen Worten in Verbindung stehen? Ich betrachtete die Frau noch immer stumm, nach den richtigen Worten suchend, wobei mein Gewissen, welches mich beschuldigte an ihrer Trauer Schuld zu tragen, einfach unerträglich war. Wie sollte ich sie nur trösten? Vorsichtig beugte ich mich ein kleines Stück vor. "Verzeiht Lady Tsuyika, sollte ich Euch auf irgendwelchen Wegen mit meinen Worten getroffen haben, so bitte ich vielmals um Vergebung. Dies lag mit Sicherheit nicht in meiner Absicht."
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BeitragThema: Re: Das Teehaus   Das Teehaus Icon_minitimeDi 13 Aug 2013 - 1:10


Voller Verzweiflung versuchte ich den Tränen Einhalt zu gebieten. Es war vollkommen taktlos und sittenwidrig sich so in der Anwesenheit eines Lords zu verhalten. Meine Eltern und Lehrer hatten mir immer wieder eingeflößt, dass man seine Gefühle nie nach außen hin tragen durfte. Das selbst bei Trauer, Schmerz oder auch Belustigung die neutrale Miene zu behalten sei und ich verstieß mit jeder weiteren verstreichenden Minute mehr dagegen. Nicht genug dass ich die Flucht beim Tod meiner Eltern ergriffen hatte, nein ich bereitete ihnen jetzt auch noch Schande mit dem was ich tat. Ich konnte ihre tadelnden enttäuschten Blicke geradezu vor mir sehen. Das leichte Kopfschütteln meines Vaters, das er immer tat wenn ihm etwas an meinem Verhalten missfallen hatte. Der traurige Blick meiner Mutter, der wohl ausdrücken wollte, dass sie mehr von mir erwartet hätte. Doch anstatt dass diese Blicke halfen meine Selbstbeherrschung zurückzuerlangen, trieben sie mir nur noch mehr Tränen in die Augen, die mir unaufhörlich über die Wangen rannen und den seidenen Stoff des Kimonos mit dunklen Flecken zierten. Ich hielt meinen Blick immer noch gesenkt, es wäre noch schlimmer wenn ich ihn heben würde und mit den Tränen in den Augen Lord Maruyama ansehen würde. Ich hatte immer nur den Anforderungen meiner Eltern entsprechen wollen, ihnen eine gute Tochter sein und mich als würdige Erbin ihrer Domäne herausstellen wollen. Durch Zufall hatte ich einst ein Gespräch mit angehört, welches zwischen meinen Eltern stattgefunden hatte. Sie hatten über das Erbe gesprochen und mein Vater erwähnte mehr am Rande, dass doch alles viel einfacher gewesen wäre, wenn ihm ein Junge anstatt einem Mädchen geboren worden wäre. Meine Mutter hatte geseufzt und ihm zugestimmt, danach hatte ich mich bereits auf dem Weg nach draußen befunden um mich der Malerei hinzugeben, meine liebster Zeitvertreib, der auch alle anderen Gedanken nach hinten drängte. Es war wie eine kleine Flucht gewesen in eine Welt die schön war und in der es nicht falsch war, dass ich eine Frau und kein Mann war. Meine Lehrer hatten mir immer wieder gesagt, dass ich sehr talentiert war und der Pinsel fast von allein die zarten Linien auf das Papier zeichnete. Viel hatte ich abgebildet, ob die Gärten rund um unser Anwesen, die kräftigen Pferde, welche an sonnigen Tagen auf den großflächigen Weiden standen und deren Fell im Sonnenlicht glänzte, die Muskeln bei jedem Schritt unter der Haut zuckten oder aber auch Personen. Meine Eltern, meine Lehrer, jene reiche Dämonen aus den umliegenden Anwesen oder aber auch die jungen Männer in ihrem Kampftraining. Die Schwerter fortwährend aufeinander schlagend, einen geradezu anmutig wirkenden Ausfallschritt vollführend oder nur dastehend, das glänzende Schwert in der Hand, die Atmung vor Anstrengung hektisch und den Schweiß auf der Haut. Das Bild der Ohnmachtsvision kehrte vor mein inneres Auge zurück. Dort hatte der Pinsel wirklich von selbst die Linien über das Papier gezogen, das schreckliche Ende meiner Eltern abgebildet und es mir so wieder vor Augen gerufen. Ich ballte die Hände für einen Moment zu Fäusten, versuchte mit aller Macht das Schreckensbild zurück zu drängen und meine Haltung zurück zu erlangen, was mir schließlich auch endlich gelang. "Verzeiht Lady Tsuyika, sollte ich Euch auf irgendwelchen Wegen mit meinen Worten getroffen haben, so bitte ich vielmals um Vergebung. Dies lag mit Sicherheit nicht in meiner Absicht." Vorsichtig wischte ich die Spuren der Tränen von meinen Wangen um meine Bewegung nicht zu hektisch erscheinen zu lassen und atmete unauffällig tief ein. Vorsichtig hob ich den Kopf, ließ den Blick jedoch gesenkt. "Es war nicht Eure Schuld Lord Maruyama. Ganz im Gegenteil, ich muss Euch um Vergebung bitten, mein Verhalten war vollkommen unangebracht." sagte ich und suchte fieberhaft nach den richtigen Worten um den Grund meines Ausbruchs förmlich korrekt zu umschreiben. "Der Grund weshalb ich mich derart verhalten habe, war nur der, dass ich keine Clanerbin mehr bin."
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BeitragThema: Re: Das Teehaus   Das Teehaus Icon_minitimeDi 13 Aug 2013 - 1:22


Ich sah traurig zu wie immer mehr Tränen über Lady Tsuyikas Wangen rannen, der Fluss kein Ende zu finden schien. Noch immer suchte ich verzweifelt nach den richtigen Worten um sie aufzumuntern, doch mir fiel einfach nichts ein. Jede Geste um sie zu trösten hätte auf irgendeine Weise aufdringlich wirken können und zudem gegen sämtliche Förmlichkeitsregeln verstoßen. Plötzlich verschwammen das Teehaus, sowie Lady Tsuyika vor meinen Augen und ein neues Bild erschien in meinem Geiste. Es waren nur wirre, unzusammenhängende Dinge, Bilder von Personen, ein Pinsel sowie die Tusche, ein Pferd und letztendlich ein Schwert. Ich versuchte meine Konzentration zu erhöhen um einen klareren Blick zu erhalten, die Umrisse zu schärfen und den Zusammenhang der unterschiedlichen Dinge zu erkennen. Jedoch verdeutlichte sich lediglich das Bild der zwei Personen und ich erkannte, dass es sich bei ihnen um einen Mann und eine Frau handelte. Die Frau hatte längere silberne Haare und war an sich relativ hübsch, befand sich meiner Schätzung nach im mittleren Alter. Der Mann neben ihr wirkte ein wenig älter und streng. Sein Gesicht hatte etwas Härteres an sich, als wäre es von einem Krieg gezeichnet, strahlte sowohl Weisheit als auch Mut und Selbstsicherheit aus. Ich glaubte mich daran erinnern zu können die beiden schon einmal irgendwo gesehen zu haben. Ich versuchte meinen Geist weiter auszudehnen um mehr in Erfahrung bringen zu können, doch stattdessen wurden die markanten Gesichter der Personen unscharf, bis ich schließlich wieder das Teehaus und Lady Tsuyika vor mir erblickte. Ich schauderte kurz. Schon als Junge waren mir Ereignisse wie diese widerfahren, dass plötzlich Bilder oder Stimmen in meinem Kopf erschienen, mich für einen kurzen Moment aus der Realität rissen. Bis heute behagte mir diese Gabe nicht, vor allem wenn der Sinn dieser Visionen nicht ersichtlich war. Manche von ihnen waren wie Rätsel, deren Lösungen auf ewig ein Geheimnis darstellen würden. Noch nie hatte ich jemandem davon erzählt, aus Angst für verrückt gehalten zu werden. Möglicherweise hätten meine Onkel oder ähnliche Personen, sofern sie diese Visionen in Erfahrung hätten bringen können, mich entmündigt und mich meines Erbes berauben wollen. Lediglich meine Mutter Nojiko hatte davon unfreiwillig erfahren, dies jedoch bis zu ihrem Lebensende verschwiegen und das Geheimnis mit sich in das Grab genommen. Es war ein Versehen gewesen. Während eines Spaziergangs entlang der Küste waren ihre Gedanken zu meinem, zu der Zeit bereits verstorbenen Vaters gewechselt. Ein Bild, wie sie im Arm meines Vaters an den Klippen gestanden und auf das Meer geblickt hatte war in meinem Geist erschienen. Nojiko war zu jener Zeit noch immer stumm gewesen, als wäre ihre Stimme zusammen mit meinem Vater von dieser Welt gegangen, jedoch hatte sie sich panisch zu mir gedreht, die Augen aufgerissen und mich angeblickt, als ob sie es gespürt hätte, dass noch eine weitere Person dieses Bild vor sich sah. Noch in derselben Sekunde fühlte ich etwas, das wie eine Welle kam, mich aus ihren Gedanken riss und mich in die physische Welt zurückkehren ließ. Einige Zeit später, als meine Mutter ihre Stimme wiedergefunden hatte, war dieses Thema ein weiteres Mal angesprochen worden, jedoch hatten wir dieses Gespräch aufgrund gewisser Umstände niemals vollenden können. Diesmal war es Shigekos Stimme die mich wieder zurückbrachte und meine Gedanken in den Hintergrund drängte. "Es war nicht Eure Schuld Lord Maruyama. Ganz im Gegenteil, ich muss Euch um Vergebung bitten, mein Verhalten war vollkommen unangebracht." "Ich halte Euer Verhalten keineswegs für unangebracht, schließlich habt Ihr in der letzten Zeit vieles erlebt." sagte ich nach einem kurzen Moment, wobei meine Worte so gewählt worden waren, dass die Ereignisse sowohl positiv als auch negativ hätten sein können. Mir fiel auf, wie jung Lady Tsuyika war, mit Glück hatte sie gerade das zwanzigste Lebensjahr erreicht, war praktisch noch ein Kind. Ein Kind, das weinte wenn es Schmerz empfand, während die Erwachsenen ihr Leid verbargen, es zu ertragen hatten. "Der Grund weshalb ich mich derart verhalten habe, war nur der, dass ich keine Clanerbin mehr bin." Jedoch waren es ihre folgenden Worte, die mich nun endgültig vollständig verwirrten. Zwar waren mir die Umstände in der Domäne Tsuyika unbekannt, aufgrund der Tatsache, dass sie nicht zu unseren Bündnispartnern zählten, doch es erschien mir völlig unmöglich, dass die Lady vor mir nicht mehr die Clanerbin war. Wie hatte man eine Frau, die dazu die einzige Tochter der Familie war, ihres Erbes berauben können und noch viel wichtiger, aus welchem Grund? "Verzeiht meine Unwissenheit, aber ich verstehe nicht ganz, aus welchem Grund Ihr nicht mehr die Erbin des Clans sein solltet?" fragte ich vorsichtig.
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BeitragThema: Re: Das Teehaus   Das Teehaus Icon_minitimeDi 13 Aug 2013 - 1:31


Unbewusst und von Lord Maruyama unbemerkt, verkrallte ich die Finger im Stoff des Kimonos. Mit jeder Minute die verstrich musste ich mehr und mehr um meine Selbstbeherrschung kämpfen, welche mich zu verlassen versuchte. Bisher hatte ich das Thema nie richtig auf mich zukommen lassen. Während meiner Flucht waren keinerlei Gedanken möglich gewesen, dort hatte nur mein Überleben gezählt, jetzt jedoch lenkte mich nichts mehr davon ab und alle Gedanken brachen über mir zusammen wie eine Welle eiskalten Wassers. Fürchterliche Schuldgefühle beschlichen mich. Hätte ich den Tod meiner Eltern verhindern können, wenn ich mich nicht draußen der Malerei hingegeben hätte? Hätte ich sie vor den nahenden Kriegern warnen können? Ich wusste es nicht, aber allein der Gedanke daran, dass es eine andere Möglichkeit als ihren Tod hätte geben können quälte mich fürchterlich. Warum konnte dies nicht alles bloß ein böser Traum sein? Einer von jenen die mich auch im Anwesen meiner Eltern gequält hatte. Ich würde die Augen aufschlagen, an den kunstvoll bemalten Stoff der das Dach des Bettes zierte, blicken, die seidenen Decken an meiner Haut spüren und wissen, dass dies ein ganz gewöhnlicher Tag war, so wie jeder andere Tag auch. Nichts würde sich geändert haben. Ich würde den Unterricht genau an dem Punkt fortführen, an dem ich geendet hatte, würde mit meinen Eltern das Essen einnehmen, die schlichte Konversation wie jeden Abend bereitwillig führen und schließlich wieder zu Bett gehen nur um möglicherweise einen weiteren Albtraum erleiden. Jedoch zog ich dies alles dem vor, was ich hatte durchleben müssen. Nicht nur dass man mir meine Eltern und damit die einzigen Menschen, welche besorgt um mein Wohl gewesen waren, genommen hatte, man hatte mich gehetzt, verfolgt und in lähmende Panik versetzt. Es stand außer Frage, dass der Tod einem Leben in ständiger Angst und von Flucht dominiert, vorzuziehen war. Denn selbst wenn Lord Maruyama die Güte aufbringen würde, mich bis zu meiner Gesundung hier als Gast willkommen zu heißen, so würden meine Wunden doch irgendwann verheilt sein, meine Kräfte würden zurückkehren und dann müsste ich diesen Ort verlassen, in die Welt gehen in der ich nichts hatte. Weder jemanden den ich liebte und der sich um mich sorgte noch einen Ort an dem ich bleiben konnte. Mein Herz zog sich schmerzhaft zusammen, als mir wieder bewusst wurde wie einsam ich nun war und erneut wollte Tränen in meine Augen steigen, welche ich jedoch sogleich zurück drängte. Ich war kein Kind mehr, das seinen Gefühlen einfach so freien Lauf lassen konnte, welches einfach so in Tränen ausbrechen konnte, ohne dass es jemanden störte. Ich war fast 20 Jahre alt, das Alter in dem meine Eltern mich in die Gesellschaft einführen wollten. Dies würde ich niemals erleben. Niemals würde ich am Arm meines Vaters einen Ballsaal betreten, die Blicke der Gäste auf mir spüren und wissen dass ich selbst auch ein Mitglied der höheren Gesellschaft war. Ich würde wohl für immer jene Tochter der Tsuyikas sein, die nicht den Mut aufbrachte ehrenvoll mit ihren Eltern zu sterben, sondern davon gelaufen war und irgendwo weit ab der zivilisierten Kultur den Tod gefunden hatte, ob nun durch das Schwert oder den Hunger. Was für ein fürchterliches Schicksal mir blühte. Ich riss mich jedoch aus der Schwermut, versuchte wieder den neutralen Gesichtsausdruck auf meine Züge zu legen, der dort zuvor geherrscht hatte, doch die Trauer ließ sich aus meinem Blick nicht vertreiben, weshalb ich ihn noch immer gesenkt hatte. "Ich halte Euer Verhalten keineswegs für unangebracht, schließlich habt Ihr in der letzten Zeit vieles erlebt." "Dennoch gehört es sich nicht." brachte ich hervor und versuchte dann das in Worte zu fassen was mir diesen unendlichen Schmerz bereitete und mich vermutlich auch früher oder später das Leben kosten würde. "Verzeiht meine Unwissenheit, aber ich verstehe nicht ganz, aus welchem Grund Ihr nicht mehr die Erbin des Clans sein solltet?" "Vor wenigen Tagen begingen die Krieger der Domäne Tsuyika Verrat an meinen Eltern, sie starben beide durch das Schwert. Ich selbst floh schändlicher Weise, jedoch werde ich nie wieder die Domäne betreten können ohne sofort den gleichen Tod zu finden, welcher bereits meine Eltern ereilte."
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BeitragThema: Re: Das Teehaus   Das Teehaus Icon_minitimeDi 13 Aug 2013 - 1:54

"Dennoch gehört es sich nicht." In der Tat, natürlich hatte Lady Tsuyika mit ihren Worten Recht. Ihr derzeitiges Verhalten gehörte sich nicht und wäre von vielen höheren Dämonen als unerhört angesehen worden, jedoch nicht von mir. Obwohl ich sie alle hatte lernen müssen und sie natürlich ohne die geringsten Mäkel anwenden konnte, so hielt ich nicht viel von den Förmlichkeitsregeln, die man in solchen Gesellschaften angeblich aus Respekt zu zeigen hatte. Es war lediglich ein weiterer Punkt in dem der Adel sich von dem angeblichen Pöbel abhob, sich für etwas Besseres hielt und bei irgendwelchen Mängeln gegeneinander verwendete. Verhielt sich ein Lord nur durch eine minimale Bewegung falsch, so wäre dies mit Sicherheit ein wochenlanges Gesprächsthema des Hofstaates, wodurch das Ansehen und der Einfluss jener adligen Person litten. Aus dieser Sicht betrachtet waren die Förmlichkeitsregeln also nur ein weiterer Punkt um sich gegenseitig zu übertrumpfen und um sich über andere zu erheben. "Vor wenigen Tagen begingen die Krieger der Domäne Tsuyika Verrat an meinen Eltern, sie starben beide durch das Schwert. Ich selbst floh schändlicher Weise, jedoch werde ich nie wieder die Domäne betreten können ohne sofort den Tod zu finden, welcher meine Eltern ereilte." Unbemerkt von Lady Tsuyika, da sie ihren Blick immer noch gesenkt hielt, unterzog ich sie einer kurzen Musterung, wobei mir auffiel, dass ihre Haut ganz blass geworden war und sie sich förmlich zu verkrampfen schien. Vielleicht lag es daran, dass sie mit ihrer bereits teilweise verlorenen Beherrschung rang, jedoch konnte es durchaus auch der Schmerz um den Verlust ihrer Eltern sein oder die Wut auf sich selbst, welche dieses Verhalten auslöste. Nachdem ich ein wenig Luft geholt hatte, erhob ich schließlich die Stimme und durchbrach das kurzzeitig andauernde Schweigen. "Ich kann durchaus nachvollziehen wie Ihr Euch nun fühlen müsst, Lady Tsuyika. Auch ich habe meine Eltern beide verloren, auf eine ähnliche Art und Weise wie Ihr." Vorsichtig legte ich den Zeigefinger an das Sakeglas, welches sich auf dem Tisch befand und schob es zu Lady Tsuyika hinüber, darauf bedacht, dass es unwiderruflich in ihr Blickfeld geriet. Auch wenn es ungehobelt wirkte, er würde mit Sicherheit helfen, dass sie wieder zur Ruhe kam. Ihr Körper musste noch immer erschöpft sein und ihr Geist gefüllt mit Erinnerungen an den Tod der Eltern, Schmerz und der Angst vor dem Tod. "Jedoch solltet Ihr wissen, dass Ihr durchaus richtig gehandelt hab, niemand wirft Euch etwas vor. Wenn auch Ihr den Tod durch das Schwert gefunden hättet, wäre dies nun niemandem von Nutzen und Eure Domäne wäre nur noch eine blasse Erinnerung weniger Personen, welche über die Schwäche der Tsuyikas herziehen würden. Nun kann Euch niemand mehr ungeachtet das Leben nehmen außer Ihr selbst und Ihr seid dazu in der Lage, den Tod Eurer Eltern zu rächen und den Ruf, den Eure Domäne nun trägt wieder herzustellen. Die Entscheidung Eures Handelns kann Euch jedoch niemand abnehmen, dies müsst Ihr ganz allein entscheiden."
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BeitragThema: Re: Das Teehaus   Das Teehaus Icon_minitimeDi 13 Aug 2013 - 19:44


Noch immer kämpfte ich mit meiner Selbstbeherrschung, rang mit den Tränen die immer wieder versuchten in meine Augen zu treten und mich so vor Lord Maruyama noch mehr blamieren würden. Ich wusste nicht was er nun von mir denken mochte, aber vielleicht wollte ich es auch gar nicht wissen. Er musste mich für ein schwächliches und ungehobeltes Kind halten, welches nicht in der Lage war seine Gefühle zu verbergen und den Regeln der Höflichkeit den Vortritt in seinem Verhalten zu erweisen. Mein Blick war noch immer gesenkt, sodass ich meine Finger und ein Stück des Tisches betrachtete. Erst jetzt fiel mir auf, wie ausgemergelt ich aussehen musste. Meine Finger waren dünn und die Haut war blass, über den Fingerknöcheln spannte sie sich, da ich mich noch immer im verzweifelten Versuch meine Beherrschung zu halten in den violetten Stoff des Kimonos krallte. Für einen Moment blitzten die Gesichter meiner Eltern vor mir auf, ihre traurigen Blicke, welche ein leichtes Zittern durch meinen Körper fahren ließen. Ich wusste nicht genau wann in der Zukunft mich der Tod ereilen würde, aber ich wusste dass es geschehen würde, doch wie konnte ich meinen Eltern je wieder unter die Augen treten? Es gab nichts was meine Verhalten entschuldigt hätte. Ich war weder ein Kind noch eine Dämonin von geringem Stand und hätte so den Mut aufbringen müssen um mit meinen Eltern zu sterben, als nun einem temporär ungewissen und ehrenlosen Tod entgegen zu laufen. Meine Uhr tickte bereits und mit jeder Minute rückte sie näher auf meinen Tod zu. Wenn mich die Trauer, der unendliche Schmerz und die schwer auf mir lastenden Schuldgefühle nicht mit der Zeit um mein Leben bringen würden, so würden es andere Faktoren tun, die Männer die mich verfolgten, Hunger oder Kälte. Ein weiteres Schaudern durchfuhr meinen Körper als ich an diese Zukunft dachte. Was hatte ich denn getan um so ein Schicksal zu verdienen? "Ich kann durchaus nachvollziehen wie Ihr Euch nun fühlen müsst, Lady Tsuyika. Auch ich habe meine Eltern beide verloren, auf eine ähnliche Art und Weise wie Ihr." Ich riss mich zusammen, versuchte die Gedanken zurückzudrängen und hob meinen Blick für einen Moment nach Lord Maruyamas Worten. Für einen winzigen Augenblick musterte ich ihn. Ich wusste nicht wie weit der Tod seiner Eltern zurücklag, aber man sah ihm nichts an. Wenn er Trauer verspürte, dessen war ich mir fast sicher, denn er wirkte nicht wie ein kaltherziger, materiell veranlagter Dämon, so vermochte er sie mit Perfektion zu verbergen. Doch ich senkte den Blick eilig wieder, im Versuch die schiere Verzweiflung in meinen Augen zu verbergen. Mein Blick fiel auf das Sakeglas, welches Lord Maruyama mit einer sachten Bewegung über den Tisch schob. Ich erinnerte mich noch gut daran, als ich das erste Mal auf dem Anwesen meiner Eltern Sake getrunken hatte. Es war an meinem 17. Geburtstag gewesen, es war ein starker Geschmack gewesen, vielleicht auch weil es mein erstes Glas Sake überhaupt gewesen war, aber es ließ die Gedanken in einem gewissen Maß erlahmen, die Gefühle ruhiger werden. Zaghaft griff ich nach dem Glas, führte es an die Lippen und nahm einen Schluck. Auch hier schmeckt der Sake stark und es dauerte nicht lange, da gelang es mir besser die Bilder und Eindrücke in meinem Kopf zur Seite zu drängen, bis sie nur noch schwache durchscheinende Muster am Rand meines Blickfeldes waren. Mein neutraler Gesichtsausdruck kehrte langsam zurück und die Verkrampfung in meinem Körper löste sich. "Jedoch solltet Ihr wissen, dass Ihr durchaus richtig gehandelt hab, niemand wirft Euch etwas vor. Wenn auch Ihr den Tod durch das Schwert gefunden hättet, wäre dies nun niemandem von Nutzen und Eure Domäne wäre nur noch eine blasse Erinnerung weniger Personen, welche über die Schwäche der Tsuyikas herziehen würden." Jedoch kehrte die Verzweiflung in gewissem Maß bei Lord Maruyamas Worten zurück. "Niemand kann mir etwas vorwerfen, denn all jene die mir und welchen ich etwas bedeutet hatte, sind nicht mehr am Leben." sagte ich leise, während die Einsamkeit mein Herz verschluckte. "Nun kann Euch niemand mehr ungeachtet das Leben nehmen, außer Ihr selbst und Ihr seid dazu in der Lage, den Tod Eurer Eltern zu rächen und den Ruf, den Eure Domäne nun trägt wieder herzustellen. Die Entscheidung Eures Handelns kann Euch jedoch niemand abnehmen, dies müsst Ihr ganz allein entscheiden." "Aber wie?" fragte ich auf seine Annahme, dass ich den Tod meiner Eltern rächen könnte. "Ich besitze nichts mehr und wenn ich allein versuchen würde Rache zu üben, so würde ich sofort mit meinem Leben bezahlen. Ich wurde nicht als Mann geboren und lernte demzufolge niemals das Kämpfen." sagte ich und Trübsinn mischte sich unter meine Worte. "Früher oder später werden auch meine Wunden verheilt sein, dann wird es für Euch keinen Grund mehr geben mir die Güte eines Aufenthaltes zu erteilen und dann wird auch mich der Tod ereilen." Bei den letzten Worten brach meine Stimme fast weg und meine Augen drohten sich wieder mit Tränen zu füllen.
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BeitragThema: Re: Das Teehaus   Das Teehaus Icon_minitimeDi 13 Aug 2013 - 19:56


Ich betrachtete Lady Tsuyika kritisch, welche offensichtlich unter den Geschehnissen des heutigen Tages litt und ging sämtliche Möglichkeiten in meinen Gedanken ab, um sie irgendwie von dieser Bürde zu erlösen. Ihre Haut war unheimlich blass, glich schon beinahe dem zarten, hell weißen Blatt einer Lilie, welche sich soeben im Höhepunkt der Blütezeit befand. Die Ergebnisse meiner Überlegungen waren weitaus mehr als nur kläglich und ich biss mir auf die Lippe. Wer war für diesen Verrat verantwortlich gewesen, wagte es überhaupt sich gegen die Clanführer zu erheben und diese zu ermorden? Was war der Anlass dafür, dass die Krieger einer Domäne sich gegen ihren Führer stellten, dem sie doch normalerweise Respekt entgegen zu bringen hatten? Zwar hatte ich nur eine geringe Ahnung von den Geschehnissen der Domäne, doch dieses Verhalten war wahrhaft beunruhigend. War es dann nur eine Frage der Zeit, bis meine eigenen Männer sich gegen mich stellen würden? Natürlich waren sie stets dem Einfluss meiner Onkel ausgesetzt, die nur auf eine passende Gelegenheit warteten, um meinem Leben endlich ein Ende zu setzen, doch würden sich tatsächlich alle Krieger auf ihre Seite schlagen, obwohl mir doch unzählige ihre Treue bis in alle Ewigkeit geschworen hatten? Ich war davon überzeugt, dass Lord Tsuyika ebenfalls solche Leibeigene besessen hatte und den Verrat nicht hatte voraussehen können. Doch laut der Aussage seiner Tochter war ihm und seiner Frau nicht ein Einziger treu geblieben. Hatte er sie schlecht behandelt oder ihnen Unrecht getan? Oder war es vielleicht eine verzweifelte Tat des Volkes gewesen, welches unter seiner Herrschaft gelitten und gehungert hatte? Ich schüttelte den Kopf. Dies waren nur Theorien, ich wollte der Domäne keineswegs etwas Negatives unterstellen, aber dennoch erschien mir das Ganze ein wenig merkwürdig. Ich hob den Kopf und blickte zu Lady Tsuyika, welche gerade einen Schluck des Sakes trank. Ob sie mir wohl etwas verschwieg? Momentan machte sie einen ziemlich aufgelösten Eindruck, völlig am Ende ihrer Nerven, vollständig an die Grenzen ihres Körpers und ihres Geistes gestoßen. Natürlich war der Schock, den sie heute erlitten hatte nicht zu vergessen. Doch konnte sie mir trotz ihres Zustandes etwas verheimlichen, wo mir doch sonst nur wenige Dinge entgingen? Falten bildeten sich auf meiner Stirn. Normalerweise war ich eine undurchschaubare Person, die sich oft und gerne den Überraschungseffekt nutzte und sich vor allem an den perplexen Gesichtern der Gegner erfreute. Besonders meine Onkel litten unter jener 'Maske' die ich zur Schau trug, konnten keine Taktik erstellen da mein Handeln stets anders war, als sie es vermuteten. "Niemand kann mir etwas vorwerfen, denn all jene die mir und welchen ich etwas bedeutet hatte, sind nicht mehr am Leben." Schließlich hörte ich Shigekos zarte Stimme, erkannte all den Schmerz, der sich darin widerspiegelte. Für einen Moment spürte ich das Bedürfnis sie mit einer Geste zu trösten, ihr beistehen zu können, doch leider war mir dies durch die Richtlinien die es in dieser Welt gab, untersagt. Zum einen hätte ich Lady Tsuyika mit diesem Verhalten bestimmt nur erschreckt, ihre Angst nur noch vergrößert anstatt vermindert, zum anderen fürchtete ich mich davor, ob mir diese Geste womöglich eines Tages noch Schwierigkeiten bereiten könnte, auf welchen Wegen auch immer. "Nun, vielleicht sind jene Personen, die Euch einst etwas bedeutet haben nicht mehr am Leben, doch solange Ihr dies noch seid, wird auch die Erinnerung an sie nicht verlöschen. Wollt Ihr wirklich das letzte Andenken an alle Personen, die Ihr geliebt oder als Freunde bezeichnet habt einfach mit Eurem Tod auf ewig im Nichts verschwinden lassen? Egal wie Eure Antwort auf diese Frage auch lautet, Ihr solltet wissen, dass Euer Tod nicht nur das Ende Eures Leides ist, sondern damit auch die letzte Erinnerung an zahlreiche fabelhafte Personen ausgelöscht werden." Ich war mir selbst nicht bewusst, wie genau ich auf diese Worte gekommen war, ich hatte sie lediglich ausgesprochen ohne mir viele Gedanken darüber zu machen. Innerlich hoffte ich, dass Lady Tsuyika mich nicht wegen meinem Handeln verurteilte oder meine Worte falsch interpretierte. Jedoch würde ich mir, sofern ich mich in ihrer Lage befinden würde, nicht das Leben nehmen, egal wie sehr der Schmerz mich auch quälte. Der Tod war nicht die Lösung für alle Probleme, auch wenn es in vielen Situationen so schien. Oft hatte ich nach dem Tod meiner Eltern darüber nachgedacht allem ein Ende zu setzen und ihnen zu folgen, doch ich war letztendlich davon abgekommen. Ich war der Letzte, der sich noch an sie erinnerte, sie wirklich kannte und ihr Bild niemals vergessen würde. Ich hatte sie geliebt, sie bewundert und ihnen Respekt entgegengebracht, so wie es sich für einen Sohn gehörte. Doch nach ihrem Tod wurde lediglich über sie gesprochen, jedoch nicht im positiven Sinne, so wie es den Anstandsregeln entsprach. Man hatte sie denunziert, ihren Ruf mit Füßen getreten und alles was nur auf irgendeine Art und Weise möglich gewesen war kritisiert. Ich hatte dies ertragen, mich nicht geäußert und mein Ich hinter einer kalten Wand verborgen gehalten, sämtliche Emotionen dahinter verschlossen. Mit der Zeit erklang ihr Name nur noch selten und mir wurde bewusst, dass ich der Einzige war, der sich noch an sie erinnerte und kein falsches Bild vor Augen hatte. Ich war der Letzte, der ihren Ruf wiederherstellen konnte, sie in Würde von dieser Welt gehen lassen konnte, ohne dass die Leute sie verachteten. Genau dies war einst mein Halt gewesen, die Quelle meiner Stärke und meines Selbstbewusstseins, auch wenn dieses des Öfteren aufgesetzt war. "Aber wie? Ich besitze nichts mehr und wenn ich allein versuchen würde Rache zu üben, so würde ich sofort mit meinem Leben bezahlen. Ich wurde nicht als Mann geboren und lernte demzufolge niemals das Kämpfen. Früher oder später werden auch meine Wunden verheilt sein, dann wird es für Euch keinen Grund mehr geben mir die Güte eines Aufenthaltes zu erteilen und dann wird auch mich der Tod ereilen." Schließlich vernahm ich erneut Lady Tsuyikas Stimme ein weiteres Mal, was meine Gedanken vorerst in den Hintergrund drängte. "So etwas traut Ihr mir tatsächlich zu?" fragte ich während meine Lippen von einem sanften Lächeln umspielt wurden. "So lange Ihr auf irgendeine entfernte Art und Weise einer Gefahr ausgesetzt seid, ist die Zeit Eures Aufenthaltes in diesem Anwesen ganz nach Euren Wünschen einzurichten. Somit habt Ihr die Gelegenheit Euer, nun folgendes, Handeln sorgsam zu durchdenken und zugleich alle nötigen Mittel zur Verfügung. Somit ist es völlig egal, was Ihr auch tut, denn solange Ihr dieses Anwesen nicht auf eigenen Wunsch verlasst, gibt es keinerlei Gründe, weswegen Ihr den Tod fürchten solltet."
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BeitragThema: Re: Das Teehaus   Das Teehaus Icon_minitimeDi 13 Aug 2013 - 20:11


Obwohl der Sake noch immer eine leichte Dämpfung meiner Gefühle verursachte, so waren sie doch immer noch vorhanden. Es war alles ein gigantisches Durcheinander, wäre jedes Gefühl eine Farbe gewesen, so hätte ich mich in einem Sturm aus solchen befunden und hätte kaum eine wirklich erkennen können. Trauer, Schmerz, Angst, Verwirrung aber auch eine gewisse Erwartung, eine Art Vorahnung jagten durch meinen Körper, ließen meine Gedanken konfus flimmern und meinen Geist daran zweifeln ob ich überhaupt noch bei Verstand war. Noch immer grauste mir die Vorstellung von dem Tod der mich ereilen würde, wenn ich dieses wunderschöne Anwesen wieder verlassen müsste und obwohl ich meine Eltern und jene Bedienstete, die in all den Jahren schon beinahe Freunde geworden waren, verloren hatte, so ließ ein Blick auf Lord Shigeru mich erkennen, dass ich auch ihn vermissen würde, obwohl ich ihn erst wenige Minuten kannte. Die Freundlichkeit und die helfende Wirkung seiner Worte, waren wohl mehr als ich verdient hatte und viel mehr als ich jemals nach dem Verrat an meinen Eltern erwartet hatte. Ich hatte viele Dämonen gekannt die meinem Stand entsprochen hatten oder ein wenig darunter standen, aber alle hatten einen kalten und eitlen Eindruck bei mir hinterlassen. Ihre Augen, die so prüfend waren, jedes Detail des Verhaltens genau musterten und jeden Fehler mit einem geradezu tödlichen Blick bestraften, waren mir schon immer fürchterlich grausam erschienen. Sie hatten nichts als Spott für jene übrig die sich unter ihnen befanden, hielten sich strikt an alle Regeln und zeigten niemals Gefühle. Warmherzigkeit, Freundlichkeit und Mitleid waren bei ihnen niemals anzutreffen. Sie beschränkten sich lediglich auf ihre Schadenfreude, wenn die ärmeren Dämonen eine Hungersnot ereilte, die Steuern von ihnen noch weiter angehoben wurden, obwohl sie bereits den größten Reichtum besaßen. Sie scheuten nicht vor Grausamkeiten zurück, schlossen all jene aus, die es wagten etwas gegen ihre Meinung zu erheben, sich ihrem Willen zu widersetzen und ließen sie mit all den Möglichkeiten vernichten, die sie besaßen. Geld und Mittel hatten sie genug und es gab viele Dämonen die käuflich waren und für den Tod von vielen höheren Adelsfamilien verantwortlich waren. Vermutlich waren ihre Güte und ihr Mitgefühl schon vor langer Zeit verloschen und das Einzige was ihren Geist und ihr Handeln kontrollierte, waren das grenzenlose Verlangen nach Macht und Reichtum. Sie taten alles dafür um an noch mehr Geld zu gelangen, obwohl sie schon mehr als genug besaßen. Meine Eltern waren nicht so gewesen, sie hatten sich zwar immer nach den Regeln der höheren Gesellschaft gerichtet, den Worten der anderen höflich Zuspruch erteilt und sich niemals gegen diese gestellt, aber dennoch interessierte die beiden das Wohl ihrer Domäne. Die schlechte Ernte und die Stürme die vor einiger Zeit geherrscht hatten, hatten viel Schaden angerichtet. Häuser waren zerstört worden, Familien saßen urplötzlich mit nichts mehr als den Kleidern am Leib auf der Straße und mussten hungern, da es nicht genug Nahrungsmittel gab um sie alle zu ernähren. Noch dazu waren vor einigen Wochen Banditen in die Domäne eingefallen, hatten geplündert und geraubt. Meine Eltern hatten zwar mit aller Mühe versucht die entstandenen Schäden zu beheben, doch es war ihnen nicht vollkommen gelungen. Die Armee, welche gegen die Banditen vorgehen musste, lagerte in den verschiedenen Dörfern, musste ebenfalls mit Nahrung versorgt werden und zehrte die letzten Reserven der Bewohner gänzlich aus. Viele waren damals nach oftmals tückischer Krankheit verstorben oder qualvoll verhungert. Es hatte Unruhen in der Bevölkerung gegeben, einzelne Gruppen hatten sich zusammengetan und gegen meine Eltern rebelliert, auch die Armee war unzufrieden gewesen, hatte sich oftmals darüber beklagt welch schlechte Bedingungen herrschten, aber dass daraus ein solch schwerwiegender Verrat entstehen könnte, war mir damals nicht in den Sinn gekommen. Ich hatte auf den wenigen, äußerst kurzen Reisen aus der Sänfte einige wenige der Schäden begutachten können, die sich über die gesamte Domäne zogen, aber ich hatte nichts tun können, so sehr ich es mir auch gewünscht hatte. Aber wie konnte ich dies alles nur erwähnen? Lord Maruyama würde die Domäne nur als erbärmlich und meine Eltern als schwache Herrscher sehen und ich wollte nicht, dass ihr Ruf nach ihrem Tod noch mehr zu leiden hatte, deswegen schwieg ich über die Zustände der Domäne. "Nun, vielleicht sind jene Personen, die Euch einst etwas bedeutet haben nicht mehr am Leben, doch solange Ihr dies noch seid, wird auch die Erinnerung an sie nicht verlöschen. Wollt Ihr wirklich das letzte Andenken an alle Personen, die Ihr geliebt oder als Freunde bezeichnet habt einfach mit Eurem Tod auf ewig im Nichts verschwinden lassen? Egal wie Eure Antwort auf diese Frage auch lautet, Ihr solltet wissen, dass Euer Tod nicht nur das Ende Eures Leides ist, sondern damit auch die letzte Erinnerung an zahlreiche fabelhafte Personen ausgelöscht werden." Ich wurde aus meinen trübsinnigen Gedanken geholt, als ich die Stimme von Lord Maruyama hörte. Die Freundlichkeit die darin lag schien den Schmerz und die Trauer für wenige Augenblicke ein wenig abzuschwächen. Ein kurzes sanftes Lächeln legte sich auf meine Züge, als ich seine Ansicht der Dinge auf mich wirken ließ. Es war richtig, wenn ich sterben würde, so würde jegliche Erinnerung an meine Eltern ausgelöscht werden, man würde schlecht über sie und dann auch über mich reden, ihren Ruf vollkommen auf den Grund des Schlechten ziehen und sie schließlich als fürchterliche Domänenführer in Vergessenheit geraten lassen, ohne die Dinge über sie zu wissen, die ich wusste. Dass sie herzensgute Wesen waren, die sich für ihre Untergebenen eingesetzt hatten, die ihr Leben ihrem Volk gewidmet hatten und welche Mitleid und Barmherzigkeit empfunden hatten, aber die sich dennoch nicht vor diesem Verrat hatten retten können. "Ihr habt Recht Lord Maruyama." sagte ich und meine Stimme gewann wieder etwas an Halt. "Ich möchte nicht, dass man meine Eltern als unfähige Domänenführer in Erinnerung behält, denn das waren sie nicht." sagte ich und erneut legte sich ein vorsichtiges Lächeln auf meine Züge. Es war erstaunlich wie sehr seine Worte mir halfen den Schmerz für einige Momente zu verdrängen und wieder so etwas wie Hoffnung zu entwickeln. "So etwas traut Ihr mir tatsächlich zu? So lange Ihr auf irgendeine entfernte Art und Weise einer Gefahr ausgesetzt seid, ist die Zeit Eures Aufenthaltes in diesem Anwesen ganz nach Euren Wünschen einzurichten. Somit habt Ihr die Gelegenheit Euer, nun folgendes, Handeln sorgsam zu durchdenken und zugleich alle nötigen Mittel zur Verfügung. Somit ist es völlig egal, was Ihr auch tut, denn solange Ihr dieses Anwesen nicht auf eigenen Wunsch verlasst, gibt es keinerlei Gründe, weswegen Ihr den Tod fürchten solltet." Jedoch wurde mir bei seinen weiteren Worten bewusst, trotz seines Lächelns, welches meinen Puls für einige Sekunden in die Höhe trieb, dass ich mit meinen vorigen Worten sehr unhöflich gewesen war und seine Ehre beleidigt hatte. "Verzeiht meine Worte, ich wollte Euch damit nicht beleidigen oder Euch gar etwas unterstellen." entschuldigte ich mich hastig, doch der Fehler den ich begangen hatte, wurde sogleich nichtig, als ich hörte wie weit seine Freundlichkeit und Güte doch reichte. Ein aufrichtiges und dankbares Lächeln erschien auf meinen Zügen. "Ich danke Euch vielmals, Lord Maruyama. Eure Güte ist mehr als ich verdiene, ich weiß nicht wie ich mich für diese Freundlichkeit je erkenntlich zeigen könnte."
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BeitragThema: Re: Das Teehaus   Das Teehaus Icon_minitimeDi 13 Aug 2013 - 20:28


Ich bemerkte wie sich ein zartes Lächeln auf Lady Tsuyikas Züge legte, was mich unwiderruflich mit Freude erfüllte. Natürlich war mir bewusst wie viel sie durchgestanden hatte, die Umstände ihr Leben auf brutalste Weise verändert haben mussten und empfand Mitleid, auch wenn dieses ihr letzten Endes nicht viel nutzte. Aufgrund der aufgezwungenen Umgangsregeln, an die wir beide wegen unseres Standes gebunden waren, hatte ich keine Möglichkeit ihr beistehen zu können, konnte ihr lediglich meine Gastfreundschaft und den Schutz durch meine Soldaten bieten. Alles andere hätte vermutlich nur für unnötige Unruhen gesorgt, was etwas war, das ich Lady Shigeko nicht auch noch zumuten wollte. Dieses Lächeln jedoch schien mir zu zeigen, dass ich ihr mit meinen, wenn auch vielleicht teilweise unangebrachten Worten, auf abstrakte Art ein wenig hatte helfen können. Zugleich stellte sich mir die Frage, wie ich wohl in ihrer Situation reagiert hätte, wenn jemand nach dem Tod meiner Eltern diese Worte zu mir gesagt hätte, mir Schutz und Unterkunft gewährleistete, sich mir mit all dieser Freundlichkeit zu mir gewandt hätte, die ich nun Lady Tsuyika entgegenbrachte. Jedoch hatte niemand das getan. Keiner hatte sich auch nur freiwillig abgegeben und wenn nur aus jenem Grund, um weiteren Gesprächsstoff zu erhalten, der diesen Teil der Familie Maruyama entwürdigte. Damals war ich wie zu Eis erstarrt, hatte keine Emotionen mehr empfunden und hatte alles mit einer kalten Gleichgültigkeit betrachtet. Viele hatte dieses Verhalten erschreckt und verängstigt, selbst wenn ich nur ein kleiner Junge gewesen war. Aus Angst vor meinem späteren Einfluss und meiner Ausstrahlung hatten mir viele von ihnen den mir zustehenden Respekt gezollt, während die Gegenseite mich verspottete, was sie alle in den folgenden Jahren zu spüren bekommen hatten. Auch mein Lächeln war zu dieser Zeit von der Bildfläche verschwunden, als habe es nie existiert. Niemals wieder wollte ich Emotionen empfinden, weder Schmerz, noch Furcht oder etwas Ähnliches. Auch alles Positive wie Freundschaft oder Liebe hatte ich abgestoßen, damit sie mir nicht ein weiteres Mal auf brutalste Weise entrissen werden konnte. Nach einigen Jahren hatte sich mein Charakter jedoch verändert und ich wusste, wie ich andere Personen dazu brachte sich meinem Willen zu beugen, ohne dass sie dies aus Furcht vor meiner Ausstrahlung taten. Es war ein Spiel für mich geworden, eine Herausforderung, die mit jedem weiteren Male den Ruf meiner Familie bereinigte und den nötigen Respekt, den man ihr entgegen zu bringen hatte, zurückkehren ließ. Niemand hatte diese Maske je durchschaut und somit war mein wahrer Charakter nie ans Tageslicht getreten. Der Shigeru, der einst existiert hatte und ein glücklicher Junge, Sohn einer stolzen und angesehenen Dämonenfamilie gewesen war, war auf ewig in das Nichts verbannt worden. Das was ich heute war, nun, dies zählte zu den wenigen Fragen, deren Antwort ich nicht definieren konnte. Zum einen war ein Teil von mir erbarmungslos, völlig ausgenommen von jeglichen Emotionen, was besonders in Kämpfen zum Vorschein kam. Ein anderer wiederum war ruhig, nachdenklich, handelte stets bedacht und hatte einen Sinn für das Gute, verspürte das Bedürfnis anderen zu helfen und zu beschützen. Er war hingebungsvoll und künstlerisch, Eigenschaften die meine Mutter ebenfalls aufgewiesen hatte, gutmütig und großzügig. Diese Seite war es, die jedes Mal, wenn ich das Wort an Lady Tsuyika richtete, auftrat. Ungewöhnlicher Weise fühlte ich mich wohl in ihrer Präsenz, vertraute ihr schon beinahe obwohl ich sie kaum kannte. Es war mehr eine flüchtige Bekanntschaft anstatt einer wahren freundschaftlichen Beziehung, doch sie hatte mich beeindruckt, sowohl ihre Stärke als auch ihr mich faszinierender Charakter. Auch wenn ich es nicht hoffte, so wäre es durchaus möglich, dass diese Gefühle mir eines Tages Schwierigkeiten bereiten könnten. Innerlich strafte ich mich für mein momentanes Verhalten, dafür dass ich sie nicht wie jeden anderen Dämonen behandelte und ihr stattdessen eine unendlich wirkende Gutmütigkeit entgegenbrachte. Es würde mich womöglich noch von meinen Zielen bringen, Aufmerksamkeit und Schwierigkeiten bereiten, auch wenn es mich derzeit nur zu verwirren schien. Sanft schüttelte ich den Kopf und wünschte mir wie so oft eine Vertrauensperson zu haben, mit der ich mich über Dinge wie diese unterhalten konnte, die mir zur Seite stand und Ratschläge erteilte. Ein Leben in Einsamkeit war, wie ich festgestellt hatte, keineswegs einfach, denn ein Problem konnte immer auf verschiedene Weisen interpretiert und gelöst werden, die man jedoch nur zu zweit wahrnahm. "Ihr habt Recht Lord Maruyama. Ich möchte nicht, dass man meine Eltern als unfähige Domänenführer in Erinnerung behält, denn das waren sie nicht." Schließlich richtete ich lächelnd das Wort an Lady Shigeko um ihr gegenüber nicht unhöflich zu erscheinen. "In der Tat waren sie dies nicht. Und Ihr seid die Einzige, die dies auch mit eigenen Augen gesehen hat. Somit seid nur Ihr in der Lage, den Ruf Eurer Familie wiederherzustellen und Euren Eltern einen würdigen Abschied von dieser Welt zu schenken. Niemand kann Euch diese Bürde abnehmen, darüber müsst Ihr Euch im Klaren sein. Was für einen Sinn hätte es also ihnen in den Tod zu folgen, lediglich in dem Glauben dann endlich die Erlösung zu finden? Glaubt mir, das ist nicht der Weg, für den Ihr Euch entscheiden solltet, auch ich habe mich einst in einer ähnlichen Situation befunden. Ihr werdet eine Möglichkeit finden, Eure Ehre zurückzuerhalten, auch wenn es dabei vielleicht ein wenig meiner Hilfe bedarf." "Verzeiht meine Worte, ich wollte Euch damit nicht beleidigen oder Euch gar etwas unterstellen." Anschließend wurde ich von einem kurzen Lachen unterbrochen als Lady Tsuyika sich hastig entschuldigte und um Vergebung bat. Hatte sie wirklich geglaubt, dass dies eine ernsthafte Frage gewesen sei? "Ich danke Euch vielmals, Lord Maruyama. Eure Güte ist mehr als ich verdiene, ich weiß nicht wie ich mich für diese Freundlichkeit je erkenntlich zeigen könnte." Amüsiert blickte ich sie über den Tisch hinweg an. "Nun bin ich derjenige, der um Verzeihung bitten muss, dieses Verhalten war weitaus mehr als nur unangebracht." Ich verbeugte mich kurz. "Vergebt mir Lady Tsuyika, aber Eure Reaktion hat mich wahrhaft amüsiert. Jedoch ist Euer Dank bezüglich des vorigen Themas ausreichend für mich und Ihr seid selbstverständlich nicht dazu verpflichtet Euch auch nur im Entferntesten dafür erkenntlich zu zeigen, schließlich handle ich aus freien Stücken."
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BeitragThema: Re: Das Teehaus   Das Teehaus Icon_minitimeDi 13 Aug 2013 - 21:13


Mein Blick lag noch für einige Augenblicke auf Lord Shigeru. Sein Charakter faszinierte mich in einer besonderen Art und Weise. Die meisten Wesen denen ich zuvor in meinem Leben begegnet war, waren mir mehr oder weniger gleichgültig gewesen. Es drängte mich nicht nach der Antwort von Fragen über Vergangenheit, Leben und Verhalten. Wie es zu einer Sache gekommen war, warum das Verhalten so wirkte wie es wirkte und was diese Person in ihrem Leben bereits alles erlebt hatte. Natürlich hatte ich mir als Kind über manche der Dämonen die auf Besuch kamen Gedanken gemacht. Hatte mir Dinge zurecht fantasiert, aus einem Merkmal heraus eine ganze Lebensgeschichte erfunden, mir immer weitere Details dazu ausgemalt und irgendwann eine ganz andere Person geschaffen, als jene mit der ich begonnen hatte. Über die Jahre meines Erwachsenwerdens, hatte ich mir dies abgewöhnt. Ich hatte nicht mehr so sehr auf die verschiedenen Dinge geachtet, der Mimik nicht so viel Aufmerksamkeit geschenkt, es tunlichst vermieden Fremde zu mustern, so wie ich es als Kind getan hatte. Manchmal noch hatte ich mir überlegt was wohl die Soldaten im Hof schon alles erlebt haben mussten und was sie wohl noch erleben würden, aber dabei war es auch geblieben. Ansonsten hatte sich meine Fantasie nicht mehr zu äußern gewagt. Es hatte wichtigere Dinge gegeben, denen ich mich hatte widmen müssen. Dem Studium des Nähens, des Schreibens in der Frauenschrift und des Lesens von Lektüren die mir erlaubt wurden. Außerdem noch die Grundprinzipien der Leitung der Domäne, aber das war nicht viel gewesen. Es war bereits früh beschlossen worden, dass ich nicht die Herrscherin über die Domäne werden würde, sondern der Mann den meine Eltern für mich erwählen würden. Er würde die geschäftlichen Dinge erledigen mit denen ich mich nicht zu beschäftigen hatte, würde die Truppen unter seinen Befehl stellen und die gesamte Domäne verwalten. Ich selbst hatte nur dafür zu sorgen ihm zu gefallen und ihm einen Erben zu schenken. Für einen Moment stieg Wut in mir auf, es war zwar nicht so, dass meine Eltern mich falsch behandelt hätten, ganz im Gegenteil, aber diese Zukunft ließ den Ärger in mir aufsteigen. Ich wollte keine Marionette mehr sein, die sich dem zu fügen hatte, was man ihr sagte und die nichts anderes tun durfte, als ihre Schönheit zu erhalten und Kinder zur Welt zu bringen. Früher hatte ich dies alles als vollkommen selbstverständlich genommen, doch meine Welt hatte sich von einem auf den anderen Tag radikal gewandelt, hatte mir die wahre Welt vor Augen geführt, mit Tod, Hass und Verrat und so hatten sich auch meine Ansichten verändert. Ich wollte nicht mehr die schwache kleine Tochter der Domänenführer sein, die vermutlich ihr Leben lang kaum etwas mit der Gesellschaft zu tun haben würde, ihre Kinder würde erziehen müssen und die gelegentlichen Spaziergänge bereits wochenlang herbeisehnte und sie feierte als wären sie der Beginn eines neuen Lebens. Dieses Leben wollte ich nicht, alles in mir sträubte sich dagegen. Es war zwar die Grausamkeit gewesen, aber dennoch hatte diese mir die Augen geöffnet, mich aus der kleinen sicheren Welt geholt in die meine Eltern und Lehrer mich all die Jahr gesperrt hatten und halten wollten. Doch ich behielt sowohl Ärger als auch alle meine Gedanken für mich. Meine neue Erkenntnis verhielt sich nicht insoweit, dass ich aufmüpfig werden wollte, dass ich Kriege führen und töten wollte. Ich war gern die künstlerisch veranlagte junge Frau, die ich war. Sensibel, hingebungsvoll, freundlich und höflich. Aber ich wollte nicht eingesperrt werden oder all meiner Rechte entzogen werden. Ich vertrieb die Gedanken und musterte Lord Shigeru für einen winzigen Augenblick unbemerkt. Er hatte eine kühle, machtvolle aber dennoch auf eine gewisse Art freundliche Ausstrahlung, doch ich spürte praktisch, dass sich dahinter noch viel mehr als nur das verbarg. Er war niemand der viel von sich sprach, das hatte ich schon bemerkt, auch war er niemand der seine Stimme und Atem an unwichtige Worte verschwendete oder unter Nervosität litt und ständig etwas zu tun haben musste. Doch auch wenn er nach außen hin sehr kühl und unempfänglich für viele Gefühle schien, so malte ich mir doch aus, dass sich unter dieser Kälte noch mehr verbarg. Ein kluger junger Mann, mit Erwartungen und Zielen an das Leben, den ein Schicksalsschlag getroffen hatte und der verbarg, dass auch er verwundbar war. Ein künstlerischer Geist, der die Fragilität des Lebens in all seinen Facetten bewundern konnte ohne Langeweile zu empfinden, jemand der Mitgefühl empfinden konnte, dem es sehr daran lag höflich zu sein und keinen Fehler in seinem Verhalten erkennen zu lassen. Jemand der nicht aus purer Lust das Töten ersehnte, sondern dies nur tat wenn er gezwungen war, wenn er angegriffen wurde oder es um das Wohl von anderen ging. Der im Kampf diese Seite vergaß, routiniert handelte, einfach das tat was getan werden musste ohne darüber nachzudenken ob es sich positiv oder negativ auswirken würde. Vollkommen in Gedanken versunken lauschte ich für einen Moment auf die Geräusche des Gartens, das kaum hörbare Plätschern des Wassers, wenn einer der Koi-Karpfen die Richtung änderte oder zum Luft schnappen die Oberfläche durchbrach, das Rauschen des Windes in den Blättern der Bäume und den leisen Ruf eines Vogels. "In der Tat waren sie dies nicht. Und Ihr seid die Einzige, die dies auch mit eigenen Augen gesehen hat. Somit seid nur Ihr in der Lage, den Ruf Eurer Familie wiederherzustellen und Euren Eltern einen würdigen Abschied von dieser Welt zu schenken. Niemand kann Euch diese Bürde abnehmen, darüber müsst Ihr Euch im Klaren sein. Was für einen Sinn hätte es also ihnen in den Tod zu folgen, lediglich in dem Glauben dann endlich die Erlösung zu finden? Glaubt mir, das ist nicht der Weg, für den Ihr Euch entscheiden solltet, auch ich habe mich einst in einer ähnlichen Situation befunden. Ihr werdet eine Möglichkeit finden, Eure Ehre zurückzuerhalten, auch wenn es dabei vielleicht ein wenig meiner Hilfe bedarf." Auf seine Worte hin dachte ich einen Moment nach. "Ihr habt Recht, ich bin wohl die Einzige die sie so erlebte wie sie wirklich waren, auch wenn ich noch immer nicht genau weiß wie, aber ich möchte ihre Ehre wiederherstellen. Doch der Grund warum ich es in Erwägung zog, den Tod aus eigener Hand willkommen zu heißen, war ein anderer, ein schändlicherer als nur der Verlust meiner Ehre." Ich schwieg einen Moment, suchte nach den richtigen Worten. "Ich wollte kein Leben in ständiger Angst führen, jeden Moment damit rechnen zu müssen, dass das Schwert mein Leben ein für alle Mal beenden würde. Aber ich will nicht von dieser Welt gehen, wenn meine Eltern keinen Frieden gefunden haben, denn dann werde ich meinen auch nicht finden können." Meine Worte kamen mir sehr schwermütig vor und für einen Moment überlegte ich ob sie wohl angemessen waren, als auch schon ein kurzes Lachen von Lord Shigeru mich in den Bann zog. Er hatte ein klares, ehrliches Lachen was weder gehässig noch herablassend klang, sondern nur erheitert. "Nun bin ich derjenige, der um Verzeihung bitten muss, dieses Verhalten war weitaus mehr als nur unangebracht. Vergebt mir Lady Tsuyika, aber Eure Reaktion hat mich wahrhaft amüsiert. Jedoch ist Euer Dank bezüglich des vorigen Themas ausreichend für mich und Ihr seid selbstverständlich nicht dazu verpflichtet Euch auch nur im Entferntesten dafür erkenntlich zu zeigen, schließlich handle ich aus freien Stücken." "Ihr müsst nicht um Vergebung bitten." sagte ich und eine kurze Röte stieg in meine Wangen. "Ich werde mein Bestes geben Euch nicht zur Last zu fallen oder irgendwelche Probleme zu verursachen, wo Ihr doch bereits keine Gegenleistung für Eure Freundlichkeit verlangt." Ich schenkte ihm ein kurzes Lächeln, wandte meinen Blick dann für einen Moment in den Garten und erschrak. War da nicht noch soeben ein Schatten gewesen oder spielte meine Phantasie mir bereits Streiche? Ich wandte den Blick ein wenig verunsichert ab. Jedoch erschrak ich beinahe zu Tode, als ich ein lautes Rascheln aus einem der Büsche vernahm und zuckte heftig zusammen. Der Schrei den ich mit Mühe und Not unterdrückte, äußerte sich als ein Wimmern, während ich mit angstvoll aufgerissenen Augen auf das Gewäschs starrte und mein Herz gegen meinen Brustkorb hämmerte.
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BeitragThema: Re: Das Teehaus   Das Teehaus Icon_minitimeDi 13 Aug 2013 - 21:22


Ich bemerkte Lady Shigekos Musterung, nahm diese jedoch mit ausdrucksloser Miene hin, mit Ausnahme des schmalen Lächelns, welches der Höflichkeit wegen auf meinen Zügen lag. Es war jener Ausdruck, den ich auch sonst aufsetzte, nicht abweisend aber dennoch ohne wirkliche Hintergedanken oder hilfreich bei eventuellen Schlüssen. Er stammte von meinem Vater, welcher ihn stets in der Gegenwart seiner Brüder angewandt hatte, sofern diese zu ihm gekrochen kamen und ihre Wünsche äußerten. Als Kind hatte ich oft neben ihm gesessen, während Masahiro und Shoichi zu ihm sprachen, seine Stärke bewundert und hatte ebenso mutig und kraftvoll wirken wollen wie er. Auch er hatte sie nicht gemocht, ihre falsche Art, den Verrat, von dem sie nicht gerade selten Gebrauch machten, welcher keine Grenzen zu haben schien. Sie hatten ihren eigenen Bruder ermordet, seiner Frau einen qualvollen und langen Tod bereitet und letztendlich sogar an mir, dem rechtmäßigen Erben Verrat begangen und mich entmachtet. Meine Augen verengten sich unbewusst ein wenig. Auch wenn ich meine Eltern geliebt hatte, ich würde sie nicht rächen. Rache war etwas falsches, lediglich ein Vorwand der Menschen um den Mord anderer zu rechtfertigen, ihr Vergehen zu vertuschen. Nein, ich würde aus freiem Willen handeln, mir das zurückholen was mir zustand und den Namen Maruyama von seinem schlechten Ruf erlösen. Ich würde ihnen all das Leid, das sie über dieses einst stolze Land, seine Bewohner und letztendlich auch mich gebracht hatten, zu spüren geben. Es war nicht meine Rachsucht oder die Gier nach Macht, welche mich dazu bewegen würde, es war der Wille des Volkes, sowie die Zukunft meines Landes. Meine Hände krallten sich in den Stoff meines Kimonos, während mein Körper sich anspannte. Wieso waren mir momentan die Hände gebunden? Man hatte mich zwangsverlobt, um ein angebliches Bündnis mit einem Clan zu sichern. Dies war jedoch eine offensichtliche Falle. Die derzeitigen Herrscher der Domäne waren enge Freunde meiner Onkel, bereit ihnen jederzeit einen Wunsch zu erfüllen. Es wäre lediglich eine Frage von Stunden, bis sie mich umbringen würden, was natürlich ein Unfall wäre. Die Frau, welche mich nicht einmal kannte, würde die trauernde Witwe sein, derer sämtliches Mitleid galt, während meine Onkel die Vollmacht über Maruyama erhielten und somit ihr Ziel erreichten. Was dann aus dem einst blühenden, reichen Land meines Vaters werden würde, wollte ich mir nicht einmal vorstellen. Man würde es beschmutzen, mit Füßen in den Boden stampfen und vermutlich das Volk ausnutzen um den eigenen Reichtum zu vergrößern. Abscheu stieg in mir auf und ich schauderte. "Ihr habt Recht, ich bin wohl die Einzige die sie so erlebte wie sie wirklich waren, auch wenn ich noch immer nicht genau weiß wie, aber ich möchte ihre Ehre wiederherstellen. Doch der Grund warum ich es in Erwägung zog, den Tod aus eigener Hand willkommen zu heißen, war ein anderer, ein schändlicherer als nur der Verlust meiner Ehre. Ich wollte kein Leben in ständiger Angst führen, jeden Moment damit rechnen zu müssen, dass das Schwert mein Leben ein für alle Mal beenden würde. Aber ich will nicht von dieser Welt gehen, wenn meine Eltern keinen Frieden gefunden haben, denn dann werde ich meinen auch nicht finden können." Schließlich hörte ich Lady Tsuyikas zarte Stimme und war gleichzeitig unendlich dankbar dafür, dass sie mir diese Gedanken entrissen. Ich lauschte ihrem Klang, wobei ich ein wenig Schmerz in ihren Worten ausmachen konnte. "Niemand will dies, verehrte Lady Tsuyika. Die Angst ist es was sowohl Menschen als auch uns Dämonen an den Rand der Verzweiflung treiben, sie zu Taten bewegen um ihrem Leid endgültig ein Ende zu setzen. Es ist die Einsicht, die uns allen in solchen Situationen fehlt, dass es noch einen weiteren Ausweg gibt, auch wenn dies auf den ersten Blick völlig absurd erscheint." Ich betrachtete Lady Shigeko einen Moment schweigend. Wie viele Personen hatte ich in der kurzen Zeitspanne meines Lebens kennengelernt, die ihrem Leben in einer solchen Situation ein Ende gesetzt hatten. Ob sie wirklich in Frieden ruhten? Ich bezweifelte es. Um jedoch die Antwort dieser Frage zu ergründen, würde ich mir selbst das Leben nehmen müssen, doch dies war definitiv nicht mein Wunsch. "Ich zolle Euch meinen größten Respekt, dafür, dass Ihr nicht so gehandelt habt und die Ehre Eurer Familie wiederherstellen wollt. Zugleich erfreut es mich auch, dass Ihr meiner Bitte Folge geleistet habt, anstatt sie lediglich als hohle Worte zu betrachten. Es ist ein schwerer Entschluss, doch Ihr solltet stets bedenken, dass Ihr niemals allein auf dieser Welt seid." Ich unterstrich meine Worte mit einem aufrichtigen Lächeln, wobei dieses nur noch größer wurde, als Lady Tsuyika nach ihrer folgenden Aussage, errötete. "Ihr müsst nicht um Vergebung bitten. Ich werde mein Bestes geben Euch nicht zur Last zu fallen oder irgendwelche Probleme zu verursachen, wo Ihr doch bereits keine Gegenleistung für Eure Freundlichkeit verlangt." Sie war noch beinahe ein Kind, so zart wie eine Blume, deren Blütezeit erst noch bevorstand. Zugleich besaß sie jedoch die Beherrschung und die Einstellung einer erwachsenen Person, perfekt bis ins Detail, sich stets der Situation bewusst. "Ihr müsst Euch nicht beherrschen um diesem Hause nicht zur Last zu fallen, schließlich ist es eine Ehre Euch hier begrüßen zu dürfen. Es wird dem Personal eine Ehre sein Euren Befehlen Folge zu leisten und Euch eventuelle Wünsche schnellstmöglich zu erfüllen. Zudem seid Ihr kein gewöhnlicher Gast sondern derzeit eine der wichtigsten und begehrtesten Frauen des gesamten Landes." Ich wollte noch etwas ergänzen als Lady Tsuyika plötzlich den Blick abwandte und diesen beinahe panisch auf den Garten richtete. Ich folgte diesem und vernahm sogleich ein leises Rascheln. Nanu? Nun mit meiner vollen Aufmerksamkeit betrachtete ich einen der Büsche, welche sich in dem Garten befanden und glaubte tatsächlich vage Umrisse einer halbwegs menschlichen Gestalt ausmachen zu können. Aus den Augenwinkeln sah ich gerade noch wie Lady Shigeko zusammenzuckte, ihr ganzer Körper sich zu verkrampfen schien und hörte, wie ihr ein Wimmern entwich. Verständlich, dass sie auf dieses Geräusch so reagierte, wenn man bedachte, was sie die letzten Tage über durchgemacht haben musste. Doch wie war dieses Etwas überhaupt in den Garten gelangt, auch wenn dieser sich nicht gerade im Zentrum des Anwesens befand. Meine Gedanken wurden erneut unterbrochen, als plötzlich eine Gestalt aus dem Gebüsch hervorsprang und ich Lady Shigekos Schrei vernahm.
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BeitragThema: Re: Das Teehaus   Das Teehaus Icon_minitimeDi 13 Aug 2013 - 21:54


Ich beobachtete Lord Maruyama noch für einige Augenblicke. Sah das Lächeln auf seinen Zügen, das zwar nicht aufgesetzt wirkte, aber ich dennoch rein instinktiv wusste, dass es kein echtes Lächeln war, sondern eines um die Regeln der Höflichkeit zu befriedigen, eine Art gesellschaftlich vorgeschriebene Maske. Egal wie sehr einem sein Gegenüber auch zuwider war, man musste dennoch einen höflichen Blick aufrecht erhalten, seinen Worten lauschen, keine Anzeichen der Ungeduld an den Tag legen und immer mit vollkommenem Bedacht sprechen und nicht zu hitzig antworten. Selbst wenn dieser Gegenüber mit beleidigenden Worten sprach, den Ruf praktisch direkt vor einem in den Schmutz zog, so war dennoch diese Miene zu halten, sich nicht aufregen zu lassen und ruhig und beherrscht zu antworten. Dies waren die Regeln die ich von Kindesbeinen an auswendig lernen musste und sie ständig anwenden musste. Meine Lehrer waren damals auch nicht davor zurückgeschreckt mich zu beleidigen um meine Beherrschtheit zu prüfen. Natürlich hatte ich zuerst sehr erhitzt und wütend reagiert, hatte zu laut gesprochen und mich aus der Fassung bringen lassen, aber mit der Zeit hatte ich gelernt, wie man sich in der Gesellschaft zu verhalten hatte. Wie man sich gegenüber den verschiedenen Adelsschichten zu verhalten hatte. Wer welchen Respekt entgegen gebracht bekommen musste und wer nicht. Ich hatte diese Regeln praktisch atmen müssen, hatte mich damit auseinander gesetzt, sie gelernt und studiert. Ich hatte sowohl meine Lehrer als auch meine Eltern beobachtete, ihre Mimik genau betrachtet, natürlich so dass sie es nicht bemerken konnten, und wusste daher wann jemand ehrlich war oder wann er nur der Höflichkeit entsprechen wollte. Doch auch eine leichte Verkrampfung seitens Lord Maruyama fiel mir auf. Er wirkte für einen Moment angespannt, so als würde ihm etwas in den Sinn kommen, das ihn quälte, aber ich wusste ja nicht was. Ich kannte ihn ja so gut wie gar nicht, aber dennoch interessierte es mich. Was war es wohl, dass ihn so beschäftigte? Er hatte bereits erwähnt, dass auch er seine Eltern verloren hatte, ich wusste zwar nicht in welchem Verhältnis er zu ihnen gestanden hatte, aber dennoch konnte ich mir vorstellen, dass ihn dieser Tod getroffen hatte. Kurz schloss ich die Augen, verdrängte diese Gedanken, wie kam es, dass ich mich plötzlich so für das Leben anderer interessierte. Wie kam es dass ich das Bedürfnis hatte, seine Geschichte in Erfahrung zu bringen, ihm irgendwie helfen zu wollen. "Niemand will dies, verehrte Lady Tsuyika. Die Angst ist es was sowohl Menschen als auch uns Dämonen an den Rand der Verzweiflung treiben, sie zu Taten bewegen um ihrem Leid endgültig ein Ende zu setzen. Es ist die Einsicht, die uns allen in solchen Situationen fehlt, dass es noch einen weiteren Ausweg gibt, auch wenn dies auf den ersten Blick völlig absurd erscheint." Ich war dankbar, als ich seine Stimme vernahm, die mich von diesen Gedanken ablenkte und mir Grund zum Nachdenken gab. "Es ist mir in diesem Moment noch nicht besonders gut möglich ein gutes Ende zu sehen, aber ich werde mich bemühen." sagte ich aufrichtig und erneut kehrte ein Lächeln auf meine Züge zurück. "Ich zolle Euch meinen größten Respekt, dafür, dass Ihr nicht so gehandelt habt und die Ehre Eurer Familie wiederherstellen wollt. Zugleich erfreut es mich auch, dass Ihr meiner Bitte Folge geleistet habt, anstatt sie lediglich als hohle Worte zu betrachten. Es ist ein schwerer Entschluss, doch Ihr solltet stets bedenken, dass Ihr niemals allein auf dieser Welt seid." "Wie käme ich dazu Eure Worte als etwas anzusehen, dass nicht weiter von Belang ist. Ihr habt mein Leben gerettet und mir all diese Freundlichkeit entgegengebracht, die viel mehr ist, als ich womöglich verdiene. Ich schätze Eure Worte und Euren Rat sehr." sagte ich und mir kam erst nach den ausgesprochenen Worten in den Sinn, dass sie sich ziemlich dümmlich angehört haben mussten. Sein letzter Satz trieb mir erneut die Röte in die Wangen. Wie gern würde ich doch glauben, dass ich nicht allein auf dieser Welt war und wie gern würde ich glauben, dass er dies nicht nur aus reiner Höflichkeit tat, sondern auch ein wenig meiner selbst willen, aber diese Art von Gedanken waren absurd und ich verbannte sie wieder dorthin wo sie entstanden waren. "Ihr müsst Euch nicht beherrschen um diesem Hause nicht zur Last zu fallen, schließlich ist es eine Ehre Euch hier begrüßen zu dürfen. Es wird dem Personal eine Ehre sein Euren Befehlen Folge zu leisten und Euch eventuelle Wünsche schnellstmöglich zu erfüllen." "Dennoch möchte ich Euch keine Umstände bereiten, Lord Maruyama." sagte ich und verneigte mich leicht. "Ich habt meinen tiefsten Dank für all das was ihr für mich tut." Auf seine weiteren Worte stieg mir erneut die Röte ins Gesicht. "Zudem seid Ihr kein gewöhnlicher Gast sondern derzeit eine der wichtigsten und begehrtesten Frauen des gesamten Landes." "Ihr schmeichelt mir zu sehr. Ich mag vielleicht durch das Erbe meiner Eltern eine bestimmte Rolle in der Gesellschaft einnehmen, aber dass ich eine der begehrtesten Frauen sein soll kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen." sagte ich und schüttelte leicht den Kopf. Es gab viele Dämoninnen die weitaus hübscher und begehrter waren als ich es war. Jedoch ließ ein weiteres Geräusch aus dem Garten mein Blut zu Eiswasser gefrieren, mein gesamter Körper wurde von einer eisigen Kälte erfasst, während ich auf den Busch starrte. War es wirklich möglich, dass meine Verfolger so schnell auf meine Fährte gekommen waren? Mein Körper wurde von einem immer wiederkehrenden Zittern erfasst, während meine Finger sich in den schönen Stoff des Kimonos krallten, die Haut an den Fingerknöcheln sich Weiß färbte und mein Blick sich wie unter einem Bann noch immer auf dem Busch befand. Es war mir unmöglich mich zu rühren, mein Körper schien wie eingefroren in dieser verkrampften Haltung in der ich noch immer jede kleinste Bewegung der Blätter fixierte. Mein Atem war angehalten und die Zeit schien stillzustehen, während die vollkommene Panik mich erfasste. Ein Schatten löste sich aus dem Busch, groß und eine Gestalt die der meiner Verfolger durchaus entsprechen konnte. Ein heiserer Schrei entwich mir, während die Panik vollends Besitz von mir ergriff. Ohne dass ich etwas ändern konnte sprang ich auf und tat einen Schritt rückwärts, doch Schmerz durchzuckte mein Bein und ich knickte zur Seite. Dass ich dabei in Lord Maruyamas Armen landete bemerkte ich vor lauter Angst kaum noch.
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BeitragThema: Re: Das Teehaus   Das Teehaus Icon_minitimeDi 13 Aug 2013 - 22:21


Schon beinahe amüsiert bemerkte ich wie die Röte sich stetig mehr in Lady Shigekos Gesicht schlich, sie sich mit jedem einzelnen ihrer Worte nur noch zu verstärken schien. Natürlich brachte ich dies der Höflichkeit wegen nicht zur Sprache, doch ein Lächeln war in diesem Moment unabdingbar. Sie wirkte einfach bezaubernd, strahlte etwas Zartes und zugleich etwas Förmliches aus, was mich faszinierte. In einem Moment erschien sie so klein wie ein Kind, völlig schutzlos und den Gefahren dieser Welt ausgesetzt, im nächsten war sie eine imposante und eindrucksvolle Frau, die anmutig war und der man Respekt und Anerkennung entgegen brachte. "Es ist mir in diesem Moment noch nicht besonders gut möglich ein gutes Ende zu sehen, aber ich werde mich bemühen. Wie käme ich dazu Eure Worte als etwas anzusehen, das nicht weiter von Belang ist. Ihr habt mein Leben gerettet und mir all diese Freundlichkeit entgegengebracht, die viel mehr ist, als ich womöglich verdiene. Ich schätze Eure Worte und Euren Rat sehr." Auch ihre Worte waren imposant, sorgsam gewählt und ließen trotz all der Förmlichkeiten an jene wir gebunden waren, eine gewisse Freude in mir aufsteigen. Es erfreute mich zu hören, dass sie meine eigenen Worte achtete, anders wie gewisse andere Personen und Vertrauen in sie setzte. Sie hatte meinen Rat befolgt nicht aufzugeben, in einer qualvollen Stunde des Schicksals wie dieser, Stärke zu zeigen, den Willen ihre Eltern nicht in einer Schmach von der Welt zu entlassen, aufgewiesen. "So sehr ich auch die Freundlichkeit Eurer Worte zu schätzen weiß, ich wünsche mir nicht, dass Ihr meinem Rat aufgrund meines Handelns Euer Ansehen schenkt. Ich möchte, dass Ihr meinem Rat Glauben schenkt, weil Ihr meine Worte für sinnvoll erachtet und diese zu schätzen wisst. Anderenfalls wäre es schon beinahe schändlich diesen Folge zu leisten, meint Ihr nicht auch?" Die Worte waren in keinster Weise böse gemeint, es war lediglich eine Feststellung. Ich wollte nicht, dass Lady Shigeko in meine Worte Vertrauen setzte, weil ich ihr am heutigen Tage ein paar selbstverständliche Dienste geboten hatte, sondern weil sie ihnen glaubte und ihren Sinn erkannte. "Dennoch möchte ich Euch keine Umstände bereiten, Lord Maruyama. Ihr schmeichelt mir zu sehr. Ich mag vielleicht durch das Erbe meiner Eltern eine bestimmte Rolle in der Gesellschaft einnehmen, aber dass ich eine der begehrtesten Frauen sein soll kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen." Jedoch war es mir nicht vergönnt auf ihre weiteren Worte zu antworten, da das Rascheln in dem Gewächs stetig lauter wurde. Ich fixierte das aus grünen Blättern bestehende Gebüsch. Egal was sich darin befand, es gefiel mir nicht, vor allem da es meinen verehrten Gast ängstigte. Lady Shigeko saß stumm da, blickte schockiert auf den Busch, sämtliche Röte aus ihrem Gesicht gewichen. Sie war ähnlich wie zu Beginn unseres Gespräches blass, jedoch hatte sich dies nur noch verstärkt, so dass jede weiße Lilienblüte wie ein schwarzer Fleck neben ihr gewirkt hätte. Ihr gesamter Körper war verkrampft, die Finger in den seidenen Stoff des Kimonos gekrallt, während die Haut sich an den Knöcheln deutlich anspannte. Auch unser Gespräch war innerhalb weniger Sekunden gänzlich erloschen, lediglich die Laute der Natur zu hören. Der kühle Nachtwind, welcher die zarten Kirschblüten der Bäume in sanften Kapriolen schlagend auf das Wasser des nun dunklen Teiches begleitete, wo hin und wieder die prachtvollen Schuppen eines Koi-Karpfens zu sehen waren, wenn dieser Luft holte. Auch das Gras gab sich der Luft hin, beugte sich in eine Richtung während ein Rauschen der Bäume des Waldes zu hören war, wodurch die Situation nur noch unheilvoller auf mich wirkte. Schließlich sprang ein Schatten aus dem Gebüsch hervor und hechtete zugleich auf die Veranda zu. Wie war dieses Ding, was immer es auch war überhaupt hier hineingelangt? Ich wollte mich bereits aufrichten und diesem Theater ein Ende setzen, als Lady Shigekos Schrei ertönte, diese sich hektisch aufsprang und ein paar Schritte panisch nach hinten trat, ehe sie auch schon das Gleichgewicht verlor. Angst durchzuckte mich, als ich daran dachte, dass ihr etwas geschehen könnte, vor allem deswegen, da sie bereits in den letzten Stunden so sehr hatte leiden müssen, sowohl körperlich als auch seelisch. Noch während sie nach hinten fiel und drohte schmerzhaft auf dem Boden des Teehauses aufzuschlagen, umfasste ich mit den Händen ihre Taille und zog sie auf meinen Schoß hinab. Zudem wurde auch der Schwung ihres Sturzes abgefangen indem sie in meine Arme glitt, wo ich sie anschließend sicher festhielt. "Vielleicht erkennt Ihr nun, wie viele Lordschaften Euch bereits nach wenigen Tagen nach dem Tod Eurer Eltern begehren, wo Ihr doch nicht einmal ein paar Stunden in diesem Anwesen verbracht habt. Bereits jetzt senden sie ihre Diener aus, um sicher zu gehen, dass Ihr Euch auch wirklich hier befindet. Von Eurer Schönheit ganz zu schweigen." Ich schenkte ihr ein kurzes Grinsen, ehe ich meine Aufmerksamkeit dem Etwas auf der Veranda zuwandte. Es handelte sich um irgendeinen niederen Dämonen, wenn nicht sogar nur um einen Halbdämonen. Er hatte offenbar mehr Teile von dem menschlichen Elternteil geerbt, zumindest wiesen seine Züge mehr als nur ein paar Ähnlichkeiten auf. Es würde mich vermutlich langweilen, seinem Leben ein Ende zu setzen, so schwächlich wie er war. Die einzige Schwierigkeit bestand darin, darauf zu achten, dass sein verabscheuungswürdiges Blut nicht auf den Teppich des Teehauses geriet, das wäre wirklich schade um den teuren Stoff. Schließlich zögerte ich kurz. Würde ich ihn durch mein Schwert töten, so müsste ich mich von Lady Shigeko entfernen, welche noch immer in meinen Armen lag, gänzlich von Angst erfüllt. Zudem bezweifelte ich ihr nach dem grausamen Tod ihrer Eltern, ein weiteres Bild der Grausamkeit und des Blutes bieten zu können. Einen kurzen Moment blitzten die Erinnerungen auf, welche ich zuvor unfreiwillig hatte sehen müssen. Noch immer konnte ich keinen Zusammenhang erkennen, mich lediglich auf Vermutungen berufen. Jedoch… wieso war ich nicht sofort darauf gekommen? Wenn ich das Leben dieses Dämons mithilfe dieser Fähigkeit ein Ende bereiten würde, so würde sein Körper lediglich leblos zu Boden sinken, ohne Blut, ohne dass ich mich von Lady Shigeko entfernen müsste. Es würde so aussehen, als sei er einfach ohnmächtig geworden. Einen Moment verdrehte ich die Augen. Wenn dies tatsächlich geschehen würde, so hätte dieses Kerlchen definitiv keine guten Nerven und raubte meine Zeit und Aufmerksamkeit. Schließlich schloss ich die Augen und konzentrierte mich auf das nun kommende. Mein Geist dehnte sich aus und ich spürte sogleich einen weiteren in meiner Nähe, Lady Tsuyika wie ich annahm. Ich konnte die Furcht, welche in diesem Moment durch ihren Körper strömte schon beinahe greifen, so nah war ihre Präsenz. Jedoch befand sich noch eine weitere Präsenz in dem Raum, welche eher beunruhigt war und zögerte. Was für ein niederes, unreines Wesen hatte da nur mein Anwesen mit seinem unwürdigen Körper beschmutzt und nun nicht einmal den Mut sich seinen Gegnern zu stellen? Einen Wimpernschlag später fand ich mich in seinem Geist wieder, konnte sehen wie er auf Lady Shigeko und meinen Körper starrte, welcher sich nur wenige Meter entfernt befand, mit seinen zitternden Stummelhänden nach einem Dolch griff. Angst erfüllte ihn, das Einzige was ihn davon abhielt zurück in den Busch zu stürmen war Lady Tsuyikas panische Reaktion, weshalb er dachte auch mich mit diesem Auftritt einschüchtern zu können. Ich kniff die Augen zusammen und verstärkte meine Konzentration, bis ich schließlich das hektische Atmen und den Puls des Dämons spüren konnte. Zeit Abschied zu nehmen. Ein Lächeln bildete sich auf meinen Zügen als ich seinen Geist täuschte und dazu bewegte zu glauben, dass sein Herz nicht mehr schlug. Wie erwartet beschleunigte sich sein Herzschlag, Adrenalin strömte durch seine Blutbahn und durch seine Panik kam sein Herz schließlich zum Stillstand, bis der leblose Körper letztendlich mit einem dumpfen Geräusch zu Boden glitt. Ich öffnete die Augen und blickte auf Lady Shigeko hinab. Es wäre das Beste, wenn sie nichts von meinem Handeln erfuhr, zumal sie es ohnehin nur verspotten würde. "Verzeiht diesen unerwarteten Besucher, ich kann mir wirklich nicht erklären, wie er sich Zutritt verschaffen konnte, jedoch wird dies mit Sicherheit kein weiteres Mal vorkommen. Dennoch scheint es mir, dass seine Nerven dem Druck nicht standgehalten haben, was letztendlich sein Schicksal besiegelt hat." Ein Lächeln erschien auf meinen Zügen und ich sah freundlich auf sie hinab, ehe ich noch etwas hinzufügte. "Doch nun zu Euch, ich hoffe Ihr habt Euch nicht zu sehr erschreckt, oder gar verletzt und fühlt Euch den Umständen entsprechend gut."
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BeitragThema: Re: Das Teehaus   Das Teehaus Icon_minitimeDi 13 Aug 2013 - 22:31


Mein gesamter Körper zitterte und mein Herz schlug unvorstellbar schnell, ausgelöst durch die Panik, gegen meinen Brustkorb. Ich wollte noch nicht Abschied nehmen von dieser Welt. Gerade hatte ich wieder Mut gefasst, war der Entscheidung entgegen getreten mich dem Schicksal nicht hinzugeben, mein Leben nicht einfach auszulöschen ohne die Möglichkeiten zu nutzen die mir blieben. Zum ersten Mal war ich jemandem begegnet, dem es nicht allein um mein Erbe oder die Macht die ich durch eben jenes besaß ging, sondern dem wirklich etwas an meiner Verfassung lag und welcher mir seine Hilfe in so großem Maße anbot. Ich strauchelte durch das Umknicken, wusste ich würde auf dem Boden aufschlagen und betete darum das Bewusstsein zu verlieren. Ich wollte das Schwert nicht sehen, meinen Gegner nicht hören, das höhnische siegreiche Lachen nicht vernehmen. Wenn er wirklich meinem Leben das Ende setzten musste, so wollte ich dies nicht mitbekommen. Jedoch spürte ich weder den Boden auf welchen ich eigentlich hätte aufschlagen müssen, noch die aufsteigende Ohnmacht. Ich hatte die Augen geschlossen und wartete zitternd darauf, dass dies alles vorbei sein würde. Jedoch spürte ich nur, dass mein Sturz abgefangen wurde und den seidenen Stoff eines Kimonos. Zudem spürte ich wie jemand die Arme um mich legte und öffnete schließlich die Augen, nur um festzustellen, dass ich in Lord Shigerus Armen lag. Ich war noch immer von der Panik erfüllt, schenkte daher auch meinem Verhalten, welches gegen jegliche Anstands- und Verhaltensregeln verstieß keine Beachtung. Mein Körper zitterte noch immer und die Panik lähmte mich. Für einen Moment war es ruhig. Die einzigen Geräusche waren das leise Rauschen des Windes, welches sich in den Blättern der Kirschblütenbäume verfing, Kräusel auf das Wasser malte, welches mit einem kaum hörbaren Plätschern gegen die leichte Uferböschung schwappte, jedoch vernahm ich auch noch Lord Shigerus Atem, hervorgerufen durch die Nähe die für diesen Moment zwischen uns herrschte. Aber hatte ich mir das alles eingebildet? War dieser Schatten eigentlich gar nicht aus dem Gebüsch hervorgekommen, sondern litt ich jetzt bereits an Wahnvorstellungen? Mein Blick glitt durch den Garten, doch sofort erfasste er die Person die sich dort befand. Sie hatte menschliche Züge und erinnerte mich an diejenigen welche mich auf meiner Flucht aus der Domäne verfolgt hatten. Ein weiteres Wimmern entwich mir, doch da vernahm ich bereits die Stimme von Lord Shigeru. "Vielleicht erkennt Ihr nun, wie viele Lordschaften Euch bereits nach wenigen Tagen nach dem Tod Eurer Eltern begehren, wo Ihr doch nicht einmal ein paar Stunden in diesem Anwesen verbracht habt. Bereits jetzt senden sie ihre Diener aus, um sicher zu gehen, dass Ihr Euch auch wirklich hier befindet. Von Eurer Schönheit ganz zu schweigen." Es schien mir unmöglich doch allein ihr Klang bewirkte, dass die Panik ein wenig abnahm, wenn auch nicht viel. Er wirkte vollkommen ruhig, schien sogar ein wenig belustigt, jedoch konnte ich nicht daran teilhaben, da noch immer Schübe von Adrenalin durch meine Adern flossen, mir das Blut in den Ohren rauschte und mein gesamter Körper zitterte. Wieso ausgerechnet jetzt? Wieso schien das Schicksal immer genau gegen mich zu wirken? Wollte die Welt mich noch weiter quälen mit ihrem Tun? Sie ließ mich tagelang leiden, von Schmerzen und Einsamkeit und der Panik gequält und in dieser Zeit nicht den Tod finden und nun da ich wieder Mut fasste, da ich wieder Hoffnungen hegte und eine starke Sympathie für meinen ehrenvollen Gastgeber zu empfinden begann, wollte es mir mein Leben nehmen. Tränen schossen mir in die Augen. War das fair? Nein, das war es nicht im Geringsten. Was hatte ich getan um dies zu verdienen? Ich kniff die Augen zusammen und drehte den Kopf so, dass ich den Stoff von Lord Shigerus Kimono an meiner Haut spürte, ich wollte nicht weiter zu dieser Person sehen. Doch dann durchzuckte mich Angst, ich befand mich in unmittelbarer Nähe zu Lord Shigeru und diese Person war hier um mich zu töten, was würde ihm dann geschehen? Jedoch schaffte ich es einfach nicht mich zu erheben, mein ganzer Körper war gelähmt, fühlte sich taub an, so als würde er gar nicht zu mir gehören, sondern war fremd und einer anderen Person zugehörig. Tränen rannen mir über die Wangen, wegen meiner eigenen Schwäche und dem Grund, dass ich nun würde Abschied nehmen müssen. Durch wessen Hand ich sterben würde, würde ich höchstwahrscheinlich niemals erfahren, womöglich war es einer von jenen die auch meine Eltern getötet hatten. Das Bild von ihrem Tod blitzte erneut in meinem Geist auf. Detaillierter als zuvor. Meine Mutter, welche bereits durch das Schwert niedergestreckt auf den Boden gesunken war und dort in ihrem eigenen Blut lag, der zartorangefarbene Kimono mit den dunklen sich umeinander windenden Schnörkeln darauf, auch bereits rot verfärbt. Der Blick meines Vaters, welcher starr auf mich gerichtet war, die Augen unnatürlich weit aufgerissen und die Lippen geöffnet, so als habe er noch etwas sagen wollen, was nie mehr über seine Lippen gekommen war. Und dann das Erlöschen des letzten Lebensschimmers in seinen Augen, das Blut welches aus seinem Mundwinkel rann und wie die blutige Schwertklinge aus seinem Oberkörper gerissen wurde und er auf dem Boden in sich zusammensank und nie wieder aufrichtete. Und ich war einfach weggelaufen. Die Schuld erfasste mich wieder. Was hatte man wohl mit ihnen getan? Ich bezweifelte stark dass sie eine angemessene Bestattung erhalten hatten, vermutlich waren ihre Körper verbrannt worden, ungeachtet ihres Standes. Nun würde ich ihr Erbe nie antreten, ihnen nie Frieden bringen und so selbst auch keinen Frieden finden können. War mir selbst nach dem Tod ein Leben in Unruhe und geplagt von all den Fehlern, welche ich begangen hatte, bestimmt? In völliger Verzweiflung klammerte ich mich an Lord Shigeru, versuchte mir auszumalen wie alles verlaufen würde, wenn dieser Dämon meinem Leben nun kein Ende setzen würde. Vielleicht hätte ich ihm mehr über den Tod meiner Eltern erzählt, hätte ihm von ihrem wahren Leben erzählt, wie sie wirklich waren und womöglich hätte ich auch ihn nach dem gefragt was ihn so beschäftigte, hätte möglicherweise eine Antwort erhalten. Ich überlegte ob wir wohl noch öfter hier gesessen hätten, in diesem wundervollen Garten, einfach über irgendetwas gesprochen hätten bis es mir besser ginge, doch dies alles würde nun ja nicht mehr eintreten. Es dauerte nervenaufreibend lange, ehe wieder etwas geschah. Wieso griff dieser Dämon nicht endlich an? Wieso tötete er mich nicht einfach? Doch schließlich hörte ich einen dumpfen Aufschlag auf dem Boden, ich riss die Augen auf, suchte nach dem Dämon der soeben noch im Garten gestanden hatte und fand ihn schließlich am Boden liegend. Jegliche Bewegung erlahmt, kein Heben und Senken des Brustkorbes zu sehen und höchstwahrscheinlich tot. Mein Blick wanderte zwischen ihm und Lord Shigeru hin und her. Er war tot und ich würde leben. Es war unangemessen, doch dennoch bildete sich Freude in mir, die jedoch wieder unterbrochen wurde. "Verzeiht diesen unerwarteten Besucher, ich kann mir wirklich nicht erklären, wie er sich Zutritt verschaffen konnte, jedoch wird dies mit Sicherheit kein weiteres Mal vorkommen. Dennoch scheint es mir, dass seine Nerven dem Druck nicht standgehalten haben, was letztendlich sein Schicksal besiegelt hat. Doch nun zu Euch, ich hoffe Ihr habt Euch nicht zu sehr erschreckt, oder gar verletzt und fühlt Euch den Umständen entsprechend gut." Ich nickte auf Lord Shigerus Worte hin, auch wenn ich mich immer noch nicht ganz sicher auf den Beinen fühlte. Dann wurde mir allerdings klar in welcher Position ich mich gerade befand. Ohne dass ich es hätte verhindern können stieg Röte in meine Wangen, dann jedoch bemerkte ich wie unmöglich ich mich verhielt, ich befahl zwar meinen Beinen sich zu bewegen, jedoch schien ich noch immer durch die Angst wie gelähmt. "Vergebt mir mein Verhalten, ich hätte nicht so reagieren dürfen." sagte ich stattdessen schnell, konnte das Zittern in meiner Stimme jedoch nicht vermeiden.
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BeitragThema: Re: Das Teehaus   Das Teehaus Icon_minitimeDi 13 Aug 2013 - 23:57


Vorsichtig strich ich mit den Fingern über Lady Shigekos Arm, spürte wie der seidene Stoff sich meinen sanften Bewegungen beugte, während ihr Körper unkontrolliert zitterte. Einen Moment glitt mein Blick kurz zu dem Dämon zurück, welcher noch immer leblos auf der Veranda lag, seine Augen in die Ferne gerichtet, einen kleinen, alt aussehenden und an manchen Stellen bereits verrosteten Dolch nur ein geringes Stück von seiner Hand entfernt. Abwertend und eine Spur Verachtung empfindend, schüttelte ich den Kopf. Was für eine Schande, dass ein solches Wesen hier eingedrungen war. Die einzige Erklärung war, dass die Mauer irgendwo beschädigt war und sich dieses Geschöpf durch die Lücke hindurchgezwängt hatte. Schließlich hörte ich ein Wimmern, das mich von diesen Theorien losriss. Bereits wenige Sekunden später erblickte ich erneut den von mir bereits schon mehrmals gesehenen Raum, diesmal etwas detaillierte, jedoch immer noch von einem verschwommenen Schleier umgeben. Eine Frau lag auf dem Boden, der helle Stoff in den ihr Körper gehüllt war von Blut durchtränkt, während sich ein Mann in ihrer Nähe befand, dessen Körper völlig regungslos verharrte. Ich konzentrierte mich, suchte intensiv nach meinem Geist und schaffte es letztendlich dem soeben gesehenen Bild zu entkommen und die Augen aufzuschlagen. Wie ich diese Fähigkeit doch verabscheute! Es war einfach furchtbar die Qualen anderer Menschen durchleben zu müssen, zu sehen, was sie beschäftigte, ihnen Schmerzen bereitete. Es war mir schon so oft widerfahren, zu sehen wie Freunden von mir bedeutende Personen verstarben, meistens noch in ihren eigenen Armen. Nicht selten war es ihre Frau oder das eigene Kind gewesen, welche in den letzten, qualvollen Sekunden ihres Lebens ein schmerzvolles Lächeln auf den Zügen zur Schau trugen, die Hand an die Wange des anderen legten, leise Worte flüsterten ehe ihre Augen glasig wurden, ihr Blick auf ewig ins Nichts gerichtet war und ihr Gesicht mit den Tränen des anderen bedeckt wurde. Ich konnte den Schmerz fühlen, den Verlust, den die andere Person erlitt, das fehlende Stück in ihrem Leben, was ihn von innen zerstörte und letztendlich zum Tod führte. Befanden sie sich noch in meiner Nähe, so konnte ich ihre letzten Gedanken sehen, die Erinnerung an ihre Familie, Freunde und bedeutende Geschehnisse, während sie ihrem Leben meist mit Tränen ein Ende bereiteten, sei es durch eine Waffe oder einen einfachen Sprung von einer Klippe. Besonders als Junge hatten mich diese Bilder belastet, die Konfrontation mit dem Tod, ihn inklusive dem Schmerz zu fühlen, als würde ich dies alles selbst durchleiden. Jedoch war dies noch beinahe eine schmerzlose Variante gewesen, wie ich bedauerlicher Weise hatte feststellen müssen. Ich erinnerte mich noch gut an den Tag. Es war der Abend des Geburtstages meiner Mutter gewesen und wie so oft waren wir in der Nähe der Klippen spazieren gegangen, hatten das Meer in all den warmen Farbtönen, in das die Sonne es tauchte betrachtet, wie die Kronen darauf tanzten und es mächtig gegen die Brandung schlug. Alles war wie früher, als mein Vater noch am Leben gewesen war, als wäre dies alles nie geschehen. Ich hatte mir oft gewünscht, dass er an der nächsten Ecke wartete, mich und Mutter überraschte, das Lachen meiner Eltern ertönte und wir alle glücklich vereint waren, aber dies waren nur Träume gewesen, fernab der Realität. Es war Herbst gewesen, was sich an den farbenfrohen Blättern abzeichnete, welche die Bäume zierten, ebenso der kühle Wind, welcher über die hohen Ebenen Maruyamas hinwegfegte. Schließlich war meine Mutter wie bereits von mir erwartet an einer vertrauten Stelle stehen geblieben. Ich hatte genau gewusst, was mich nun erwartete und wollte es verhindern. Deshalb hatte ich darauf bestanden meine Mutter zu begleiten, doch selbst dies war vergebens gewesen. Sie hatte mir befohlen weiter zu gehen, versprochen mir gleich zu folgen, nur noch einen Moment die Aussicht genießen zu wollen, dabei war der Dolch, der unter dem Stoff ihres Kimonos ruhte, lediglich dafür gedacht gewesen, um meinem Vater endlich in den Tod folgen zu können. Ich hatte gesehen, wie sie den klaren Dolch, der einst im Besitz ihres Mannes gewesen war, erhob, wie sich die Strahlen der untergehenden Sonne darin spiegelten, ehe die helle Klinge in ihren zarten Hals stach, mit Blut bedeckt wurde. Sie hatte mich um Vergebung gebeten, war jedoch mit einem Lächeln von dieser Welt gegangen, voller Freude nun endlich wieder mit ihrem Gemahl vereint sein zu können. Ich hatte es verhindern wollen, hatte zu ihr laufen und ihr die Waffe entreißen wollen, doch mein Körper war starr gewesen, als sei er aus Eis, völlig reglos. Es war einfach undenkbar gewesen, dass sie dies tatsächlich tat, mich allein zurückließ. Ihre zuvor angespannten Muskeln gaben nach, ihr zarter Körper fiel zur Seite, als ich mich wieder bewegen konnte um zu verhindern, dass er auf dem Boden aufschlug. Ähnlich wie Lady Shigeko es nun tat, hatte sie in meinen Armen gelegen, mit dem Unterschied, dass ihr Körper reglos war, ihr Gesicht von Ruhe gezeichnet, nicht von Angst. Da ich den Anblick des Dolches nicht ertragen konnte, entfernte ich ihn aus ihrem Körper, steckte ihn in die edel verzierte Scheide und nahm ihn an mich. Es war eines der schlimmsten Ereignisse gewesen, welches sich bis heute noch an meiner Person abzeichnete. Ich hatte die Emotionen verloren, die Grausamkeiten dieser Welt sowie den Tod persönlich kennengelernt, hatte alle Leute bereits bei der ersten Begegnung eingestuft, mich ihnen dementsprechend präsentiert, wobei Lady Shigeko eine Ausnahme zu bilden schien. Nicht einmal bei der Bestattung meiner Mutter war ich anwesend gewesen, hatte lediglich dafür gesorgt, dass sie an jenem bedeutenden Platz an der Klippe begraben wurde. Bis heute hatte ich diesen Ort nicht besucht, mich jedoch jahrelang mit der Frage gequält, ob ich Schuld an ihrem Tod trug, sie von ihrem Handeln hätte abbringen können. Wie ich später durch Aufzeichnungen erfuhr, hatte mein Vater viele Jahre zuvor meiner Mutter an jener Stelle einen Heiratsantrag gemacht, exakt am selben Tag, ihrem Geburtstag. Dennoch hatte ich es nicht über mich gebracht sowohl den Ort an dem ich meinen Vater ein letztes Mal gesehen hatte, als auch Nojikos Grab zu besuchen. "Vergebt mir mein Verhalten, ich hätte nicht so reagieren dürfen." Plötzlich hörte ich Lady Tsuyikas Stimme und fuhr zusammen, wurde von meinen Gedanken in die physische Welt gerissen. Ich deutete ein Lächeln an und blickte auf sie hinab. "Es bedarf keinerlei Vergebung, Euer Verhalten war in keinster Weise falsch. Wer weiß was geschehen wäre, wenn der Angreifer sogleich zu einem Schlag ausgeholt und Ihr Euch nicht gerührt hättet." Ich bemerkte, dass ich noch immer die Arme um Lady Shigeko gelegt hatte und ließ sie sogleich los, als jemand die Tür öffnete und die Gesichter von Yuzuka und Ichiro zu erkennen war. "Verzeiht Milord, aber wir glaubten einen Schrei vernommen zu haben und wollten uns nach Eurem Wohl erkunden." sagte Ichiro nach einer Verbeugung. Mit einer Handbewegung deutete ich auf die Gestalt, welche noch immer leblos auf der Veranda lag. "Es war lediglich dieses Wesen, welches unseren verehrten Gast Lady Tsuyika in Unruhe versetzt hat. Beauftragt die Wachen um herauszufinden, wie dieser Dämon in das Schloss eindringen konnte und schickt zwei Soldaten um ihn sogleich zu entfernen. Zudem wünsche ich mir von dir Ichiro, dass du Lady Tsuyika noch einen Beruhigungstee zubereitest, bevor sie sich in ihr Gemach begibt und zur Ruhe legt, nach diesem Tag dürfte dies von Nöten sein." Er nickte zustimmend und verließ sogleich mit Yuzuka das Teehaus um meinen Aufträgen Folge zu leisten.
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BeitragThema: Re: Das Teehaus   Das Teehaus Icon_minitimeMi 14 Aug 2013 - 0:14


Noch immer hallte die Welle der Beunruhigung und der Angst in mir nach, wurde jedoch mehr und mehr von dem Gefühl leben zu dürfen verdrängt. Ich war unglaublich froh darüber dass ich mein Leben noch hatte, dass ich noch nicht von dieser Welt würde scheiden müssen und dass ich das was ich mir zuvor erdacht hatte, vielleicht doch noch würde in die Tat umsetzen können. Ich hatte nun Fragen an Lord Shigeru, die ich zwar jetzt noch nicht, aber hoffentlich in nicht allzu ferner Zukunft, würde stellen können. Ich wollte wissen was genau ihn so beschäftigte, warum er oft so abwesend und von irgendetwas gequält schien. Was genau er über irgendwelche Dinge dachte und warum er mir eine solche Freundlichkeit entgegenbrachte. Ich mochte ihn sehr, seine Art, sein Wesen und die Kultiviertheit mit der er sich gab, waren mehr als nur angenehm und ich hoffte darauf ihn in der nächsten Zeit noch öfter sprechen zu können. Es war beinahe unglaublich dass ich nach dem Tod meiner Eltern wieder eine solche Freude empfand und mein Leben schätzte und froh war, dass es mir nicht so frühzeitig, wie ihnen, genommen worden war. Ich hatte damit gerechnet den Tod freudig willkommen zu heißen, mich in seine Arme zu werfen, die Kälte und den Schmerz entgegen zu nehmen, nur um dann mit meinen Lieben in einer anderen Welt wiedervereint zu sein, doch stattdessen fürchtete ich mich davor zu sterben, ich wollte nicht mehr in den dunklen Abgrund springen ohne zu wissen wie lang mein Fall währen würde, ich wollte leben, das wurde mir erst jetzt richtig bewusst. Schon früher in meinen Kindheitstagen hatte ich mir überlegt wie wohl der Tod sein würde. Die Damen in den oberen Schichten unterhielten sich oft über die Kriegertode ihrer Männer oder Söhne, erzählten davon wie grausam sie waren und ob ihre Liebsten nun in Stücke geschnitten oder mit fehlenden Gliedmaßen den Weg in die Ewigkeit einschreiten müssten. Ich hatte mir den Tod immer anders vorgestellt. Ein sanftes Entschwinden. Das Vergessen aller Schmerzen und eine tiefe innere Ruhe die das Herz erfüllt. Dunkelheit welche sich langsam ausbreitet, jede Faser des Körpers erfasst und langsam auf die Sinne drückt. Bis nichts mehr da ist, aller Schmerz verschwunden, alle Angst zunichte gemacht und nur noch das beschwichtigende Gefühl des Nichts. Danach so bliebe es jedem Wesen vorbehalten was geschieht. Ich stellte mir gerne vor mir wäre es vorgesehen eine Welt aus Frieden zu betreten. Ein langer Strand in die Nacht getaucht, die Sterne am Firmament und die Wellen die am Strand brandeten und sich wieder zurückzogen. Der Duft von hunderten Kirschblüten in der Luft und das leise Rauschen des Windes in den Bäumen. Das hohe Gras, welches sich sacht im Wind bog und die hellen Mondlilien darin sich den Strahlen des Mondes entgegenstreckend. Die Welt erfüllt von ewiger Ruhe und von Frieden. Mich selbst stellte ich mir als reine Seele vor. Meine alte Form behaltend, doch von demselben weißen Licht wie das des Mondes. Ich würde an dem Strand entlanggehen, den Wellen lauschen und den Duft der Blüten einatmen. Irgendwann würde ich all jene wiederfinden die ich verloren hatte. Sie würden ebenso wie ich reine Wesen aus Licht sein, durchscheinend aber trotzdem da. Ich stellte mir diese Welt wunderschön vor. Nichts was sie zum Einsturz würde bringen können, nichts was sie erschüttern könnte. Und jeder Stern der sich am Nachthimmel befand war eine neue reine Seele, die sich bald schon auf den Weg machen würde selbst ein Leben auf Erden zu beginnen. Niemand würde dazu verdammt sein ein Leben nach dem Tod zu fristen, das von Schmerzen und Leid geplagt war. Jene die im Krieg gekämpft und schrecklich zugerichtet den Tod gefunden hatten würden ihre alte Gestalt zurückerhalten. Ich hatte diese Vorstellung einem meiner Kindermädchen erzählt, zuerst starrte sie mich an als wäre ich etwas Unnatürliches, dann lachte sie. Albern nannte sie das was ich mir vorstellte, sagte ich solle mich nicht solchen Vorstellungen hingeben, denn sie seien allesamt vollkommen idiotisch. Als würden jene Seelen an einen Ort des Friedens geschickt die den Tod gebracht hatten. Niemand würde einen solchen Ort je sehen, da jede Seele eine Buße würde tun müsse für die Sünden die sie begangen hatte. Auch ich würde Buße tun müssen für diese Vorstellung. Und so berichtete sie mir von der Dunkelheit die uns erwarten würde, die Schmerzen und das ewige Leid. Jene an diesem Ort waren zu grausamen Schandbildern geworden. Die Gesichter zu leidenden und gepeinigten Fratzen verzogen, die kalten, knochigen Finger nach frischen Seelen ausstreckend, die dem Tod gerade erst in die Arme gelaufen waren um sie mit sich ins Elend zu ziehen. Alles an diesem Ort war vom Schmerz der Seelen getränkt, die darauf hofften endlich ihre Schuld beglichen zu haben und ein Leben in Frieden führen zu können. Niemand konnte sich von diesem Ort befreien, ob er noch so viel Geld oder Macht in seinem Leben gehabt hatte oder nicht. Ich wollte ihr nicht glauben doch den Schrecken den ihre Geschichte bei mir hinterließ saß tief und ich brauchte lange um zu meinem Bild zurückzukehren. Ich verarbeitete viel in den Bildern die ich zeichnete. Zuerst waren sie dunkel, geprägt von den Alpträumen die ich hatte, wurden jedoch mit der Zeit immer heller. Bis ich auch irgendwann meine Vorstellung des Todes zu Papier brachte. Meine Eltern fragten mich was das sei, da es ihnen gefiel, doch als ich ihnen die Bedeutung des Bildes erklärte, schreckten sie zurück und ließen anordnen dieses fortzuschaffen. An so etwas sollte ich gar nicht erst denken. So ließ ich die Gedanken sein die mich beschlichen, konzentrierte mich wieder vollends auf das Lernen und meine Pflichten. Wie sehr wünschte ich mir nun, dass meine Eltern in einer solchen Welt existierten und auf mich warteten. Ich stellte sie mir als jene Lichtgestalten vor, die ich mir als Kind ausgemalt hatte. Zart und durchscheinend, als wären sie gar nicht echt und vollkommen rein, erfüllt von Frieden und Ruhe. Der Gedanke daran, dass diese Vorstellung wirklich wahr sein könnte, beruhigte mich und ließ die Schuldgefühle in meinem Körper zur Ruhe kommen. Bisher hatte ich nicht darüber nachgedacht, aber was wäre gewesen wenn ich wirklich da gewesen wäre, wie ich es mir immer einredete. Ich hätte meine Eltern genauso wenig schützen können, wie ich es getan hatte. Ich wäre mit ihnen gestorben und alle Erinnerung an die Domäne Tsuyika wäre durch den nächsten Führer vollkommen untergegangen. Niemand hätte sich mehr den Zeiten erinnert, die voller Reichtum und Glück für die Domäne gewesen waren. Jeder hätte nur noch unter ketzerischen Reden daran gedacht wie schlecht es unter den Tsuyikas war. So war es doch viel besser dass ich lebte und meine Eltern rächen konnte. Sie würden nicht ungesühnt ruhen müssen. Ich gab mir das Versprechen dies zu tun, egal was kommen würde. Ich hatte heute überlebt und mit Glück würde ich wieder überleben können. "Es bedarf keinerlei Vergebung, Euer Verhalten war in keinster Weise falsch. Wer weiß was geschehen wäre, wenn der Angreifer sogleich zu einem Schlag ausgeholt und Ihr Euch nicht gerührt hättet." - "Verzeiht Milord, aber wir glaubten einen Schrei vernommen zu haben und wollten uns nach Eurem Wohl erkunden." - "Es war lediglich dieses Wesen, welches unseren verehrten Gast Lady Tsuyika in Unruhe versetzt hat. Beauftragt die Wachen um herauszufinden, wie dieser Dämon in das Schloss eindringen konnte und schickt zwei Soldaten um ihn sogleich zu entfernen. Zudem wünsche ich mir von dir Ichiro, dass du Lady Tsuyika noch einen Beruhigungstee zubereitest, bevor sie sich in ihr Gemach begibt und zur Ruhe legt, nach diesem Tag dürfte dies von Nöten sein." Ich wurde wieder in die Realität zurückgeholt, als ich Lord Shigerus ruhige Stimme vernahm und er dem Arzt anordnete einen Beruhigungstee vorzubereiten. Mein Blick huschte zu ihm empor, doch ich unterdrückte die Röte die wieder in meine Wangen steigen wollte. Vorsichtig erhob ich mich und verbeugte mich dann vor ihm. "Ihr habt mir jetzt bereits zum zweiten Mal das Leben gerettet Lord Shigeru, ich…" Ich wollte etwas sagen, was meine Dankbarkeit ausdrückte, aber mir kamen nicht die richtigen Worte in den Geist. "… danke Euch für alles was Ihr für mich tut." sagte ich schließlich. Aber auch war ich wütend auf mich selbst, dass ich nicht auf mich allein aufpassen konnte, dass er mir immer wieder das Leben retten musste und ich ihm damit mehr als genug Umstände machte. Und die Schuld in der ich nun stand war gar nicht in Worte zu fassen, ich würde niemals eine Gegenleistung erbringen können, die dies alles wieder gut machen würde.
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BeitragThema: Re: Das Teehaus   Das Teehaus Icon_minitimeMi 14 Aug 2013 - 0:25


Ich hörte wie Ichiro die Tür zuschob, das Holz welches leise auf das der anderen Wand aufschlug, seine eiligen Schritte die sich langsam entfernten. Auch der zweite Schatten hinter der weißen Wand, Yuzuka wie ich meinte, eilte von dannen um vermutlich das Gemach für Lady Tsuyika vorzubereiten. Ein zufriedenes Lächeln legte sich auf meine Züge. Wenigstens existierten noch ein paar Personen, die sich als zuverlässiges und taugliches Personal verwenden ließen. Schließlich spürte ich eine Bewegung an meinem Körper und bemerkte das Lady Shigeko noch immer auf meinem Schoß verweilte und sich nun versuchte aufzurichten. Eine Schande für einen Lord wie mich, sich gegenüber einer Dame so unangemessen zu verhalten, dachte ich hinter meiner dezenten, jedoch in keinster Weise unhöflichen Miene. "Ihr habt mir jetzt bereits zum zweiten Mal das Leben gerettet Lord Shigeru, ich… danke Euch für alles was Ihr für mich tut." "Nun, da Ihr diejenige seid, welche in meinem Anwesen von einer Person bedroht wurde, bin ich derjenige, der um Vergebung zu bitten hat." meinte ich und verbeugte mich leicht vor Lady Tsuyika. "Euch nach den Geschehnissen dieses Tages solchen Umständen auszusetzen ist eine wahrhafte Schande für mich und somit auch für die Domäne Maruyama. Seid versichert, ein solches Ereignis wird sich kein weiteres Mal zutragen." Elegant richtete ich mich wieder auf und blickte erneut zur Tür, welche sich wenige Sekunden später öffnete. Zwei in leichte Rüstungen gehüllte Soldaten kamen zum Vorschein und verbeugten sich zugleich tief vor mir. "Lord Maruyama, ich erbitte um die Erlaubnis sprechen zu dürfen." ertönte die Stimme eines Soldaten, welcher noch immer in seiner Position verharrte. Mit einer kurzen Bewegung deutete ich ihm, sich aufzurichten, was zugleich eine Aufforderung war, seinen Bericht fortzusetzen. "Ichiro-sensei berichtete uns, dass es aufgrund einer Störung unserer Hilfe bedarf. Was das Eindringen jener Person betrifft, Seiko-sama ist bereits dabei dieses Problem zu beheben und weitere zu unterbinden." Erneut erschien ein zufriedenes Lächeln auf meinen Zügen. Seiko war zwar noch jung und vor allen Dingen eine Frau, jedoch zugleich ein einzigartiges Talent. Sie war von den Männern zunächst verachtet worden und hatte einiges ertragen müssen. Doch sie hatte hart trainiert und erstaunlich schnell gelernt, weshalb sie inzwischen kurz davor stand zur ersten Admiralin ernannt zu werden und zu meinen wenigen Vertrauten zählte. Wenn sie diese Sache behandelte, gab es keinerlei Anlass für irgendwelche Bedenken. "Sehr gut. Richtet Seiko-sama meinen Dank aus und erledigt nun euren Dienst." Ich deutete mit einer Handbewegung auf die Veranda. Die Männer erhoben sich sogleich und verschwanden zu meiner Zufriedenheit aus meinem Sichtfeld. "Lady Tsuyika, vergebt mir diese unangebrachten Störungen, sie haben in Eurer Präsens nichts zu suchen. Dennoch wäre es mir eine Ehre Euch nun zu den Gemächern geleiten zu lassen, damit dieser Abend nicht noch weitere Unannehmlichkeiten mit sich bringt. Zudem bin ich mir sicher, dass Yuzuka ihre Aufgabe erledigt hat und Euer Tee dank Ichiro bereits bereit steht." Ich schenkte ihr ein aufmunterndes Lächeln, ehe ich mich ein letzteres Mal verneigte. "Es war mir eine Ehre den Abend trotz all dieser Zwischenfälle mit Euch verbringen zu dürfen und hoffe, dass Ihr Euch in der nächsten Zeit ausreichend erholen könnt. Wir werden einander mit Sicherheit noch ein weiteres Mal begegnen." Elegant erhob ich mich und schob die Tür auf, woraufhin zwei Dienerinnen bereits zu mir eilten. "Ayame, bitte geleite Lady Tsuyika zu ihrem Gemach." Ich schenkte Lady Shigeko ein kurzes, dezentes Lächeln zum Abschied, ehe ich aus dem Raum trat und mich von der Dunkelheit in den Gängen umhüllen ließ.
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